Kompetenz durch Kohärenz – Die Maßnahme „Lehrkohärenz“ vertritt Freiburg auf einem Workshop in Potsdam

Wie kann die Vernetzung von Fachwissenschaften, Fachdidaktiken und Bildungswissenschaften in der LehrerInnenbildung gelingen? Worin liegen die besonderen Potenziale dieser Vernetzung? Und wie lässt sich das Gelingen von Vernetzungsmaßnahmen empirisch messen? Diesen zentralen Fragen widmete sich Ende März ein Workshop des Projektes „PSI-Potsdam“ im Rahmen der Qualitätsoffensive Lehrerbildung. Dr. Katharina Hellmann, StR Lukas Schmitt und Jun.-Prof. Dr. Katja Zaki waren als Vertreter des FACE dabei und berichten von Ihren Erfahrungen.

Das neue Palais Potsdam, Treffpunkt des 2. Workshops der Qualitätsoffensive Lehrerbildung zum Thema "Vernetzung"
Das neue Palais Potsdam, Treffpunkt des 2. Workshops der Qualitätsoffensive Lehrerbildung zum Thema “Vernetzung”

Der Park Sanssouci in Potsdam mit dem gleichnamigen Schloss galt als Lieblingsort und Refugium Friedrichs des Großen, in das er sich in bewegten Zeiten gerne zurückzog. Ein Rückzugsraum war der Park vom 27. bis 28. März 2017 auch für Vertreterinnen und Vertreter verschiedener Standorte der Qualitätsoffensive Lehrerbildung, u.a. einer Delegation unseres Projekts Freiburg Advanced Center of Education (FACE) der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg und der Pädagogischen Hochschule Freiburg.

An verschiedenen Standorten der Qualitätsoffensive Lehrerbildung werden seit 2014 unterschiedliche innovative Ansätze im Bereich der Lehrerausbildung entwickelt und evaluiert, wobei insbesondere Projekte zur Vernetzung von Fachwissenschaft, Fachdidaktik und Bildungswissenschaften großen Raum einnehmen. Diese drei “Säulen” gelten schließlich als zentrale Bausteine einer ganzheitlichen Lehrerbildung und spielen eine wichtige Rolle in der Förderung und Entwicklung berufsspezifischer Kompetenzen angehender Lehrerinnen und Lehrer. Vor diesem Hintergrund ist auch der kontinuierliche Dialog der verschiedenen Projekte über die neu etablierten Konzepte und Veranstaltungsformate zur Vernetzung von besonderer Bedeutung. Nach einem ersten Workshop zum Thema Vernetzung im Juni 2016 in Hannover fand an der Universität Potsdam ein weiteres Arbeitstreffen zum Austausch der ersten Erfahrungen an den Standorten statt. Im Fokus stand diesmal die empirische Messbarkeit der jeweiligen Vernetzungsmaßnahmen.

Am ersten Tag wurde der Austausch zur Vernetzung auf struktureller, curricular-inhaltlicher und kollegialer Ebene in zwei Workshop-Phasen thematisiert. So stellte z.B. das Potsdamer Team um Herrn Prof. Dr. Andreas Borowski Ansätze zum Potential “vertieften Schulwissens” für integrative Lehr- und Prüfungsformate in der Lehrerbildung vor. Außerdem präsentierte das Marburger Projekt ProPraxis das ProfiForum, das einen gemeinsamen Raum für den wissenschaftlichen Diskurs zwischen Fachwissenschaft, Fachdidaktik und Bildungswissenschaft bietet. Im Workshop wurden, wie auch im ProfiForum selbst, exemplarische Themen zu Verstehensschwierigkeiten von Studierenden in den Fächern Geographie, Chemie und Sport vorgestellt und diskutiert.

Lukas Schmitt (Theologie, Mitarbeiter der Maßnahme Lehrkohärenz) beim Austausch mit KollegInnen der Qualitätsoffensive Lehrerbildung
Lukas Schmitt (Theologie, Mitarbeiter der Maßnahme Lehrkohärenz) beim Austausch mit KollegInnen der Qualitätsoffensive Lehrerbildung

Das standortspezifische Konzept Freiburgs wurde, vertreten durch Jun.-Prof. Katja Zaki (Romanistik, PH Freiburg) und Dr. Katharina Hellmann (Bildungswissenschaft, PH Freiburg) aus der Maßnahme “Lehrkohärenz”, ebenfalls in einem Workshop (“Kompetenz durch Kohärenzorientierung? Der Freiburger Weg einer vernetzten LehrerInnenbildung”) präsentiert. Dieser Workshop wurde von vielen interessierten Teilnehmenden am ersten Tag besucht.
Zunächst gingen Frau Zaki und Frau Hellmann auf das theoretische Konzept der “Kohärenz” ein und stellten dessen theoretischen sowie praktischen Nutzen für integrative Lehr-Lern-Formate am Standort Freiburg heraus. Anschließend wurde auf Basis eines Arbeitsmodells demonstriert, auf welchen Ebenen und zu welchen Zeitpunkten im Studienverlauf “Kohärenz” bei der Lehramtsausbildung für die Studierenden geschaffen werden kann. Horizontale Kohärenz als Vernetzung zwischen den Säulen der Lehrerbildung wurde ebenso thematisiert wie vertikale Kohärenz, also die Möglichkeit zur Vernetzung über den Studienverlauf. Hierbei wurde auf (Organisations)Strukturen der Hochschulebene ebenso eingegangen wie auf personelle Vernetzungen, curriculare Ausgestaltungen sowie gemeinsame Lehrentwicklungsprojekte. Auch die Theorie-Praxis-Verzahnung im und nach dem Studium sowie die professionelle Weiterbildung von Lehrkräften wurde modellhaft vorgestellt. Fachspezifische und fächerübergreifende Beispiele der diversen Lehrentwicklungsprojekte aus der Maßnahme “Lehrkohärenz” (z.B. integrierte Professionsbereiche in der Curriculumsstruktur, Tandemseminare und Service Learning” auf der Lehrveranstaltungsebene, begleitende e-Portfolio-Konzepte) veranschaulichten den Teilnehmenden den Kohärenzgedanken, der den Freiburger Arbeiten zugrunde liegt, zusätzlich.

Gemeinsames Arbeiten und Ergebnissicherung zu "Vernetzung" in einer Workshop-Phase
Gemeinsames Arbeiten und Ergebnissicherung zu “Vernetzung” in einer Workshop-Phase

Am zweiten Tag wurden die Möglichkeiten zur empirischen Untersuchung der Vernetzungsaktivitäten in einer dritten Workshop-Phase in den Blick genommen. An Themen-Tischen bot sich anschließend die Gelegenheit zum vertieften Austausch methodischer Fragen und zur gemeinsamen Vernetzung von Projekten.
In einer abschließenden Diskussion mit der Gesamtgruppe wurden aktuelle Chancen sowie Herausforderungen der Vernetzung an den Hochschulen diskutiert und Synergien für die Weiterarbeit geschaffen. Der konstruktive und fruchtbare Austausch im Workshop wird der Maßnahme “Lehrkohärenz” bei der Weiterentwicklung Ihrer Lehrprojekte sehr nützlich sein und hat viele Anregungen geliefert.

AutorInnen:
Dr. Katharina Hellmann (Bildungswissenschaft, PH Freiburg)
StR Lukas Schmitt (Theologische Fakultät, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg)
Jun.-Prof. Dr. Katja Zaki (Romanistik, PH Freiburg)