FACE it: Wirtschaftsinformatik und Pädagogik – wie passt das denn zusammen?

FACE it – Lehramtsstudierende bloggen über ihr Studium in Freiburg

Yogi Pant, Student im Kooperationsstudiengang „Wirtschaftsinformatik plus“ der Hochschule Offenburg und der Pädagogischen Hochschule Freiburg, trifft immer wieder auf Studierende, für die der Studiengang „eine ernsthafte Option gewesen wäre, hätten sie von dessen Existenz gewusst“. Sein Tipp an Studieninteressiere, deren Berufswahl noch nicht endgültig feststeht: „Warum entscheiden, wenn man alles haben kann?“ – z.B. durch ein praxisorientiertes Studium, welches auf einen direkten Berufseinstieg vorbereitet, aber auch die Möglichkeit bietet, entweder ein fachliches oder ein Lehramtsmasterstudium anzuschließen, um Lehrer*in an einer Berufsschule zu werden.

Wirtschaftsinformatik und Pädagogik – wie passt das denn zusammen?

Ich befinde mich jetzt im dritten Semester im Studium “Wirtschaftsinformatik plus”. Nachdem die ersten beiden Semester hauptsächlich an der Hochschule Offenburg (HAW) stattfanden, beginnen für mich jetzt im dritten Semester die ersten Veranstaltungen an der Pädagogischen Hochschule in Freiburg (PH). Ich bin total gespannt! Aber gehen wir noch einmal einen Schritt zurück. Wirtschaftsinformatik und Pädagogik sind ja eine recht ungewöhnliche Kombination. Wie lässt sich das überhaupt sinnvoll miteinander verbinden?

Infos und Ablauf des “Wirtschaftsinformatik-Plus”-Studiums

Der Studiengang “Wirtschaftsinformatik plus” ist einer von fünf Kooperationsstudiengängen der PH Freiburg und der HS Offenburg. Das Studium umfasst sieben Semester. Das Ziel des Studiums ist es, sich Wissen in den Fachgebieten der Betriebswirtschaft, Informatik sowie der Pädagogik und Fachdidaktik anzueignen. Der Bachelor of Science ist hierbei der berufsqualifizierende Abschluss, den Studierende nach einem erfolgreichen Studium erhalten.

Grafik: eigene Darstellung

 

Auf der Webseite der HAW ist der genaue Studienverlauf zu finden.

In diesem Studiengang kann ich also alle meine Interessen vereinen: Ich erhalte Einblick in die theoretischen Fächer und viele praktische Aspekte. Es gibt Laborarbeit, ich bekomme einen Einblick in ein Unternehmen und in eine Schule und muss mich erst im 7. Semester endgültig für eine Richtung entscheiden. Warum entscheiden, wenn man alles haben kann? Mir jedenfalls gefällt es so!

Theorie und Praxis im Studienalltag

Die Vorlesungen sind Präsenzveranstaltungen, welche wöchentlich von Dozent*innen gehalten werden. Während der Pandemie hat sich das Studium zunehmend digitalisiert, sodass uns die Vorlesungen nun online in Form von Videos zur Verfügung stehen. Eine Ausnahme liegt nur bei den Klausuren vor, denn diese werden nach wie vor an den Hochschulen in Freiburg und Offenburg geschrieben.

Zusätzlich enthalten die informatischen Module meistens eine praxisorientierte Veranstaltung. Diese Veranstaltung wird als Labor oder Praktikum bezeichnet, findet an der Hochschule Offenburg statt und wird von dieser organisiert. Die Herausforderung des Labors liegt darin, innerhalb einer gewissen Frist praxisorientierte Aufgaben zu den in den Vorlesungen vermittelten Inhalten zu bearbeiten. In der Regel handelt es sich hierbei, um zwei bis drei Laborabgaben in ein bis zwei Wochentakten pro Semester. Unser Hauptaugenmerk liegt daher im Studienalltag auf der Bearbeitung der Laboraufgaben mit dem weiteren Fokus, möglichst viele Laborpunkte zu Semesterbeginn zu erreichen. Wenn die Gesamtmindestanzahl an Punkten am Semesterende bereits erreicht ist, nimmt uns das den Druck, sodass wir uns besser auf die Klausurvorbereitung konzentrieren können. Das erleichtert das Studium total!

Ich selbst habe bereits die Labore der Module Programmieren, Graphische Benutzerschnittstellen, Algorithmen und Datenstruktur, Betriebssysteme sowie Internet-Programmierung besucht. In unserem ersten Semester bestand zum Beispiel die Aufgabe in Graphische Benutzerschnittstellen darin, die Homepage eines fiktiven Carsharing Unternehmens zu realisieren. Jede Woche erhielten wir neue Aufgaben, wie beispielweise das Einfügen eines funktionsfähigen Formularcodes. Jede unserer Abgaben wurde mit einer Anzahl von Punkten bewertet. War die Gesamtmindestanzahl an Punkten erreicht, galt das Labor als erfolgreich abgelegt und wurde als bestandene Prüfungsleistung notiert. Vor dem Studium hätte ich nicht gedacht, dass das Studium so viel Praxis enthält. Und ich weiß auch nicht, ob ich so begeistert gewesen wäre, hätte ich von dem vergleichsweise hohen Workload gewusst. Zu meiner Überraschung muss ich allerdings zugeben, dass alles sehr gut funktioniert! Ich fühle mich bereits im dritten Semester sehr gut ausgebildet und sehe mir in meiner Freizeit schon Tutorials zum Thema App-Programmierung oder Internet-Technologien an. Vor dem Studium wäre dies undenkbar gewesen.

Fakultät Elektrotechnik, Medizintechnik und Informatik, B-Gebäude (Campus Offenburg)
Fakultät Elektrotechnik, Medizintechnik und Informatik, B-Gebäude (Campus Offenburg), Foto: Kai Bechmann

Positive Erfahrungen als WIN-Plusler

Eine besondere, für mich positive Erfahrung ist, dass es ein breites Netzwerk und gute Teamarbeit unter uns Studierenden gibt. Das ist echt eine große Hilfe und das Studium macht dadurch sehr viel mehr Spaß! Der Studiengang unseres Semesters besteht lediglich aus vier (!) Studierenden, daher besuchen wir die meisten Veranstaltungen gemeinsam mit anderen Studiengängen. Diese sind im Normalfall erstens der Studiengang “Wirtschaftsinformatik”, der im Grunde die gleichen Inhalte wie unser Studiengang, nur ohne Pädagogikbezug, abbildet und zweitens der Studiengang “Medientechnik/Wirtschaft plus”, welcher ebenfalls den Pädagogikbezug hat. Jede*r von uns WIN-Plusler*innen hat eigentlich seinen Freundeskreis in anderen Studiengängen gefunden, mit denen wir beispielsweise die Laboraufgaben gemeinsam bearbeiten. Jedoch sind wir auch als Studiengang des gleichen Jahrgangs durch das gemeinsame Studienprogramm stärker miteinander verbunden. Dies führte dazu, dass sich über den Studienalltag ein weiterführendes studiengangübergreifendes Netzwerk gebildet hat.

Gerade zu Studienbeginn wurde mir bewusst, dass unser Studiengang gar nicht so sehr bekannt ist, wie ich angenommen hatte. Dies spiegelt sich erkennbar an unserer geringen Anzahl von Studierenden wider. Allerdings hat sich in Gesprächen das Interesse vieler Studierender aus anderen Studiengängen gezeigt. Für diese Studierenden wäre unser Studiengang “Wirtschaftsinformatik plus” eine ernsthafte Option gewesen, hätten sie von dessen Existenz gewusst. Gerade für Studierende, deren Berufswahl vor dem Studium noch nicht endgültig feststeht, können die Plus-Studiengänge durch die vielseitige Ausbildung eine große Hilfe sein.

Als sich für mich in den Semesterferien die Möglichkeit ergab, als studentische Hilfskraft im Marketing des FACE Projekts tätig zu sein, nahm ich diese wahr. Von dem Konzept der Plus-Studiengänge bin ich begeistert und möchte durch meine Arbeit Studieninteressierte mit unseren Kooperationsstudiengängen informieren und bekannt machen. Vielleicht sind es dann bald mehr als vier Studierende (wie bei uns aktuell) pro Semester.

Im Rahmen der praktischen Labore haben wir es mit für uns auf den ersten Blick komplex wirkenden Aufgabenstellungen zu tun. Ich denke hier an das Thema GUI des Moduls Programmierung zurück. Hierbei handelt es sich um die Darstellung der Benutzerschnittstelle eines Programms. Die Aufgabe bestand darin, einen Code zu schreiben, welcher eine ablaufende Stoppuhr anzeigt. Mit der Zeit hat sich dadurch ein Workflow entwickelt, in dem sich bis zu 50 Studierende gegenseitig helfen und unterstützen. Kleinere Gruppen von Studierenden organisieren sich durch diverse WhatsApp-Gruppen untereinander; alle lernen dadurch viele verschiedene Ansprechpartner*innen für die verschiedenen Inhalte des Studiums kennen. Allein das war eine sehr beeindruckende Erfahrung für mich, da ich es vor dem Studium nicht für möglich hielt, dass sich solch eine große und zielorientierte Community bilden würde.

Fakultät Medien & Informationswesen, D-Gebäude (Campus Offenburg)
Fakultät Medien & Informationswesen, D-Gebäude (Campus Offenburg), Foto: Kai Bechmann

Eine andere überaus positive Erfahrung ist die Diversität der Studieninhalte. Sie sorgen, besonders in der Klausurvorbereitung, für starke Abwechslung. Ich sehe dies als einen prägenden, persönlichen Zugewinn, denn ich finde mich immer wieder in eine sich immer weiter öffnende Welt mit einer anderen Denkweise ein. So ist stets eine gewisse Spannung während des Lernens vorhanden.

Ebenfalls gefällt mir die familiäre Stimmung im gesamten Studiengang. Organisatorische sowie bürokratische Prozesse bei der Verwaltung werden aufgrund der geringen Anzahl der Studierenden schnell und kompetent abgewickelt. Die Kommilitoninnen und Kommilitonen der höheren Semester unterstützen uns seit dem Studienbeginn vorbildhaft. Zu Beginn jeden Semesters erhalten wir Tipps und Informationen über den Ablauf und die Inhalte des kommenden Semesters. Dies entstand, nachdem wir zu Studienbeginn über die HAW Offenburg über das Mentoring Programm einen Mentor an die Seite gestellt bekamen, der uns über das Studium informieren sollte. In den folgenden Wochen und Monaten lernten wir ebenfalls dessen Mitstudierende kennen und organisierten den Austausch von da an selbständig. Die persönlichen Berichte der älteren Studierenden über die Semester, welche teils noch vor uns liegen, helfen uns immens, uns mental auf die kommenden Monate vorzubereiten. Aufgrund dieser positiven Erfahrungen habe ich mich im aktuellen Semester als Mentee im Mentoring Programm der PH Freiburg angemeldet.

Start des Pädagogik-Studiums

Da ich mich nun im dritten Semester befinde, beginnen in diesem Semester für mich die ersten Veranstaltungen an der PH Freiburg. Ich bin sehr gespannt auf unsere Veranstaltung „Grundlagen der Erziehungswissenschaften und der Didaktik“ und frage mich, welche Unterschiede und Ähnlichkeiten das Pädagogikstudium, verglichen mit dem der Wirtschaft oder der Informatik, haben wird.

Bisher bin ich sehr dankbar für die Rücksicht, die auf unseren Studiengang genommen wird. Unsere Wirtschaftsvorlesungen finden nicht wie normalerweise auf dem Campus Gengenbach statt, sondern auf dem Campus Offenburg. Dies hat den Vorteil, dass wir innerhalb einer Woche keine Vorlesungen in Offenburg, Freiburg und Gengenbach besuchen und zwischen den Standorten umher pendeln. Stattdessen haben wir lediglich einen wöchentlichen Vorlesungstag in Freiburg und verbringen die restliche Woche in Offenburg.

Veranstaltungen an der PH gab es bis jetzt für mich noch nicht, aber ich sehe einem sehr guten Einstieg motiviert entgegen, und ich denke, dass meine Mitstudierenden und ich uns auf dem Campus gut zurechtfinden und organisatorisch recht gut informiert werden. Da bin ich sehr zuversichtlich, zumal wir in den letzten Tagen die ersten Mails der PH sogar über unsere Mail-Adresse der HAW Offenburg erhalten haben. Dies gibt mir das Gefühl, dass an uns gedacht wird, wir ausgesprochen gut informiert sind und uns damit sehr gut vorbereiten können. Allerdings haben meine Mitstudiereden und ich auch ein flaues Gefühl im Magen! Wir müssen uns wieder in eine neue Organisation einarbeiten und kennen die Dozent*innen noch nicht. Auch hoffen wir, gut mit dem Veranstaltungssystem klarzukommen. So war uns nicht gleich klar, wie wir uns für die Kurse an der PH anmelden sollten, ob es ein Losverfahren gibt, oder wie das geregelt wird. Über die Mentor*innen der PH haben wir zum Glück schnell eine Antwort auf unsere Fragen erhalten.  Ich hoffe sehr, dass wir das alles hinbekommen.

Die Flexibilität des Studiengangs

Als großen Vorteil unseres Studiengangs empfinde ich die Einblicke in die verschiedenen Berufsfelder. Die beiden Hospitationen an Schulen geben Einsicht in den Beruf als Lehrkraft, und das betriebliche Praxissemester sorgt für Erfahrung in einer betrieblichen Arbeitswelt.

Nach dem Bachelorstudium ergibt sich auf diese Weise eine Flexibilität bei der Berufswahl. Zum einen haben Absolvent*innen die Möglichkeit, bei einem Unternehmen in einem betriebswirtschaftlichen oder informationstechnischen Kontext zu arbeiten und zum anderen können sie über ein Masterstudium und das Referendariat Lehrer*in an einer Berufsschule werden. Auch ist ein Masterstudium in den Fachrichtungen Betriebswirtschaft, Angewandter Informatik oder der Wirtschaftsinformatik möglich, wodurch diverse weitere Berufsfelder zugänglich werden. Ebenfalls denkbar ist eine Karriere an der Hochschule (Promotion).

Yogi Pant
3. Fachsemester, Wirtschaftsinformatik plus (Hochschule Offenburg/Pädagogische Hochschule Freiburg)

Weitere Informationen:
FACE it – Lehramtsstudierende bloggen über ihr Studium in Freiburg

Studentische Blogger*innen teilen ihre Meinung zum Lehramtsstudium an den Freiburger Hochschulen.

Die Blogger*innen verfassen Texte über ihre Eindrücke und Erfahrungen im Lehramtsstudium in Freiburg, die auf der Webseite der School of Education FACE veröffentlicht und über den vierteljährlich erscheinenden Newsletter beworben werden.

Weitere FACE it-Texte der Newsletter-Ausgabe 03/2020 zum Fokusthema „Berufliches Lehramt“:

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