Mooswaldschule empfängt Delegation der University of Namibia und unterzeichnet Kooperationsvertrag als neue Hochschulpartnerschule der School of Education FACE

Foto: Mooswaldschule Außenstelle

Einer namibischen Delegation der Erziehungswissenschaftlichen Fakultät der University of Namibia Einblicke in das deutsche Schulsystem zu gewähren, nahmen der Schulleiter Axel Comes und sein Stellvertreter Philipp Kahlke zum Anlass, den Kooperationsvertrag als Hochschulpartnerschule mit der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg und der Pädagogischen Hochschule Freiburg am 19. Februar 2020 zu unterzeichnen.

„Wir Sonderpädagogen sind neugierig darauf, was sich in der Zusammenarbeit zwischen unserer Schule und den Hochschulen entwickelt. Durch verschiedene Studierenden- und Lehrkräftegruppen, die bei uns in den letzten anderthalb Jahren hospitiert haben, gab es bereits spannende Austausche mit (angehenden) Lehrkräften anderer Schularten. Gerne möchten wir unsere Angebote, Leistungen und Erfahrungen anderen noch stärker nahebringen und damit dazu beitragen Berührungsängste oder Unwissenheit abzubauen.”

So begründet Axel Comes (Schulleiter Mooswaldschule) den Schritt, eine Kooperation einzugehen, die noch im Wachstumsstadium ist. Der Entscheidung Hochschulpartnerschule zu werden, waren Aktivitäten des nun ehemaligen Schulleiters Karl-Heinz Müller im Rahmen des Lehramtsmentorings und der Lehrkräftefortbildung vorausgegangen.

Foto 2_Mooswaldschule empfängt Delegation der University of Namibia
Foto 3_Mooswaldschule empfängt Delegation der University of Namibia

Fotos: Feierliche Vertragsunterzeichnung der Mooswaldschule als neue Hochschulpartnerschule verbunden mit dem Besuch einer Delegation aus Namibia (Foto links von L. Holzäpfel)

Als  Apl. Prof. Dr. habil. Susanne Kuß, vom Institut für Politik- und Geschichtswissenschaft der Pädagogischen Hochschule Freiburg (PH), im Januar 2020 nach Schulen in Freiburg und der Region suchte, die einer Delegation aus Namibia Einblicke in den Unterricht geben würden, war für Axel Comes und seinen Kollegen Philipp Kahlke schnell klar: Das machen wir! Denn Philipp Kahlke war im Rahmen seiner beruflichen Laufbahn in Botswana, einem Nachbarland von Namibia, und er gewann schnell zwei Sonderpädagoginnen seines Lehrkräftekollegium der Sekundarstufe I, die sich bereit erklärten, gemeinsam den Besucher*innen das deutsche System der sonderpädagogischen Beschulung in englischer Sprache zu präsentieren.

Fotos: Präsentation des sonderpädagogischen Bildungssystems in Baden-Württemberg (Foto links: v.l.n.r: Ulrike Coetzer, Philipp Kahlke und Sara Unrath)

Die Mooswaldschule: Sonderpädagogisches Bildungs- und Beratungszentrum (SBBZ) mit dem Förderschwerpunkt emotionale und soziale Entwicklung (ESENT)

Die Mooswaldschule sind eigentlich zwei Schulen: Schüler*innen der Primarstufe werden bis einschließlich der 6. Klasse im Freiburger Westen im Schneckengraben unterrichtet. An der Außenstelle in der Lessingstraße unterrichten Lehrer*innenteams die Klassenstufen 6 bis 9 in altersgemischten Lerngruppen. Die Schule hat als Sonderpädagogisches Bildungs- und Beratungszentrum (SBBZ) mit dem Förderschwerpunkt emotionale und soziale Entwicklung (ESENT) den besonderen Bildungsauftrag, Schüler*innen, die aufgrund ihrer persönlichen Voraussetzungen und ihrer Lebenssituation sowie der von ihnen ausgebildeten Erlebens- und Verarbeitungsweisen einer besonderen Förderung bedürfen, besonders zu fördern. Durch Bildung und Erziehung sowie durch Hilfen zur Alltagsbewältigung schaffen die Lehrkräfte die Voraussetzung dafür, dass die Schüler*innen lernen, ihre Handlungsfähigkeit weiterzuentwickeln.

Foto: v.l.n.r: Karl-Heinz Müller (ehem. Schulleiter), Philipp Kahlke (stellv. Schuleitung Mooswaldschule), Axel Comes (Schulleitung), Prof. Dr. Lars Holzäpfel (PH Freiburg), Prof. Dr. Wolfgang Hochbruck (Universität Freiburg) – Leitungstandem Praxiskolleg School of Education FACE
Foto: im Austausch: Dr. Martina v. Gehlen (Koordination Schulnetzwerk) (Foto von L. Holzäpfel)

Die Schnittstellen zur Pädagogischen Hochschule und zur Universität Freiburg waren bislang eher darauf bezogen, dass Schüler*innen ggf. von den Gymnasien, Realschulen oder anderer Schulen zu uns kommen. Wie das funktioniert und welche Unterstützungssysteme es für Lehrkräfte, Schüler*innen und Eltern gibt, ist ein Know-How, das Lehrkräften helfen könnte, die sich unsicher sind, ob ein Kind an der Schulart richtig ist, in der sie unterrichten“, erläutert Axel Comes, Schulleiter der Mooswaldschule. „Durch die aktuellen Inklusionsanforderungen sehe ich hier einen zunehmenden Bedarf nach Information, schon in der ersten Phase, also im wissenschaftlichen Studium“, ist seine Beoachtung. Die Herausforderungen für Lehrkräfte in Schulen durch die Anforderungen von Inklusion, nunmehr auch Corona oder einfach durch gestiegenen Anforderungen im Umgang mit jungen Menschen sind in Baden-Württemberg bereits groß. Wie die Delegation beim Besuch im Rahmen der Diskussion feststellte, sind solche Unterstützungsstrukturen im namibischen Bildungssystem bislang noch wenig ausgeprägt und entwicklungsfähig. Die Besucher*innen nahmen viele Impulse zu Rahmenbedingungen, Strukturen und Methoden der sonderpädagogischen Beschulung mit. Darüber hinaus ist ein Schwerpunkt der Außenstelle der Mooswaldschule, Maßnahmen der Berufsorientierung in Zusammenarbeit mit der Gewerbeakademie Freiburg anzubieten. Für das besondere Konzept des Berufswegeplans hat die Mooswaldschule bereits eine Auszeichnung erhalten. Dies war der Anlass für die weitere Tagesplanung: Zusammen mit weiteren namibischen Kleingruppen, die parallel zur Besuchsgruppe in der Mooswaldschule in anderen Schulen Freiburgs vormittags unterwegs waren, traf man sich dann nach einer kurzen Straßenbahnfahrt nach Landwasser in der Gewerbeakademie Freiburg zum Mittagessen in der Schulkantine und anschließendem geführten Rundgang durch die Werkstätten der Akademie, um die Ausbildungsbereiche kennenzulernen.

Berufsorientierung für Mooswaldschüler*innen an der Gewerbeakademie

Die Gewerbeakademie Freiburg ist das regionale Bildungshaus der Handwerkskammer Freiburg. Die Besuchsgruppe erhielt einen umfangreichen Eindruck von der in Deutschland einmaligen Dualen Ausbildungskonzeption und deren praktischer Umsetzung in verschiedenen Gewerken, wie Mauerwerksbau, Fahrzeug- und Zweiradtechnik, Elektrotechnik und Zahntechnik. Die Schüler*innen der Mooswaldschule schnuppern im Rahmen ihrer Berufsorientierung in die verschiedenen Berufsfelder hinein, um für sich eine Entscheidung treffen zu können, welche Berufsfelder für sie (nicht) in Frage kommen.

Foto: Begrüßung in der Gewerbeakademie durch Her Gerhard Bärmann, Leiter Überbetriebliche Ausbildung
Foto: Besuch des Unterrichts in Mauerwerksbau mit Jörg Birkhöfer, Ausbildungsleiter Bau- und Holztechnik
Fotos: Gemeinsame Besprechung der Eindrücke

(Bericht und Fotos, soweit nicht anders genannt: Dr. Martina von Gehlen)

Weitere Informationen

Hintergrund: Schulportrait

Zielsetzungen

Unser Bildungs- und Erziehungsauftrag als Sonderpädagogisches Bildungs- und Beratungszentrum (SBBZ) mit dem Förderschwerpunkt emotionale und soziale Entwicklung (ESENT) erstreckt sich auf Schülerinnen und Schüler, die aufgrund ihrer persönlichen Voraussetzungen und ihrer Lebenssituation sowie der von ihnen ausgebildeten Erlebens- und Verarbeitungsweisen einer besonderen schulischen Förderung bedürfen. Zielsetzung der Mooswaldschule ist es, den Bildungsanspruch dieser Kinder und Jugendlichen aufzunehmen. Durch Bildung und Erziehung sowie durch Hilfen zur Alltagsbewältigung schaffen wir Voraussetzungen dafür, dass die Schülerinnen und Schüler lernen, ihre Handlungsfähigkeit weiterzuentwickeln und ein höheres Maß an gesellschaftlicher Teilhabe für sich zu erreichen. Unsere sonderpädagogischen Angebote zielen auf die Stärkung emotionaler und sozialer Kompetenzen ab. Sie beziehen sich auf den Aufbau von Lern- und Leistungsmotivation, die Verbesserung der Selbststeuerung, der Wahrnehmung von Selbstwirksamkeit, den Erwerb angemessener sozialer Verhaltensweisen sowie den Aufbau von Kompetenzen zur Alltagsbewältigung. Die Frage der Rückschulung in die allgemeine Schule wird regelmäßig überprüft. (zum Schulkonzept)

Unterricht

Grundlage unserer Arbeit ist eine tragfähige Lehrer-Schüler-Beziehung, die durch möglichst wenige Bezugspersonen (in der Regel das Klassenteam) gepflegt wird. Darüber hinaus kann eine Ergänzung des Angebots durch weitere Lehrpersonen (Lesepaten, Jugendbegleiter u. a.) hilfreich sein, um den Schülern erweiterte Kenntnisse, soziale Fähigkeiten, Anregungen für eine sinnvolle Freizeitgestaltung, aber auch Freude am schulischen Leben zu vermitteln. Neben strukturierten Unterrichtsangeboten im Sinne eines selbstverantwortlichen Lernens werden individuelle Unterrichtsarrangements angeboten (Methodenvielfalt). Der Unterricht ist darauf ausgerichtet, Verhaltens- und Lernprobleme im Vorfeld (präventiv) zu minimieren.

Grundsätze des pädagogischen Arbeitens

  • Ziel der Rückschulung in einem angemessenen Zeitraum (Durchgangsschule)
  • Konflikte haben Vorrang
  • Zieldifferentes Arbeiten
  • Akzeptanz und positive Annahme der Kinder
  • Klassenteamprinzip
  • Nähe statt Distanz / Beziehungsarbeit
  • Arbeiten mit Helferrunden
  • Zusammenarbeit mit anderen am Kind beteiligten Einrichtungen
  • Intensive Elternarbeit
  • Erstellen von kleinschrittigen, konkreten Förderplänen
  • Individuelle, langfristige Hilfe (Prinzip des langen Atems)
  • Identifikation mit der Schule herbeiführen
  • Förderung der individuellen Stärken

An der Außenstelle Lessingstraße werden die Klassenstufen 6 – 9 in drei teils altersgemischten Lerngruppen von jeweils einem Lehrerteam unterrichtet. Wir fördern die Schüler in hohem Maß individuell, was bedeutet, sie da abzuholen wo sie stehen und bereits vorhandene Kompetenzen gezielt auszubauen.

Ein Schwerpunkt unserer Arbeit ist die Berufsorientierung mit dem Ziel, unsere Schüler bestmöglich auf die Berufswelt vorzubereiten. Die Schüler lernen, ihre eigenen Fähigkeiten und Interessen mit den Anforderungen der Arbeitswelt abzugleichen und erwerben systematisch notwendige Kenntnisse über die Berufswelt. Wichtiger Baustein hierbei ist das von der Mooswaldschule entwickelte Programm „Schule (ge)schafft“, das mittlerweile mehrfach – auch bundesweit – ausgezeichnet wurde und von der Agentur für Arbeit anerkannt und gefördert wird. (zur Webseite zur Außenstelle)

Abbildung: Berufswegeplan