FACE it: Gerade noch Lehramtsstudentin mit wenig Praxiserfahrung – jetzt 12 eigene Stunden pro Woche mit Schüler*innen

FACE it – Lehramtsstudierende bloggen über ihr Studium in Freiburg

Lena Burkhardt war von September 2018 bis April 2019 an drei Schulen in Frankreich und unterrichtete Deutsch in den Klassenstufen fünf bis zwölf. Wie es ihr dabei ging und welche besonderen Projekte und Events sie sich dort für ihre Schüler*innen ausgedacht hat, erzählt sie in ihrem Bericht.

Ich bin Lena Burkhardt, Lehramtsstudentin in Mathematik und Französisch, und brauchte Abwechslung vom Studierendenleben. Über das Programm Fremdsprachenassistenz der Organisation PAD (Pädagogischer Austauschdienst) verbrachte ich sieben Monate in der kleinen Stadt Tulle in Frankreich.

Planung und Organisation

Schon seit Beginn meines Studiums hatte ich den Plan mindestens einmal während meiner Studienzeit ins Ausland zu gehen. Anfänglich plante ich noch mit ERASMUS, bis ich in einer Infoveranstaltung vom Fremdsprachenassistenz-Programm hörte. Ein Programm, bei dem man für 6 bis 12 Monate in einer Schule im Ausland Deutsch unterrichten darf und dafür sogar Geld bekommt. Das klang sehr attraktiv in meinen Ohren und schon ging es los mit den Vorbereitungen: Bewerbungsschreiben verfassen, alle Dokumente zusammensammeln, Bewerbungsgespräch absolvieren und: Warten auf den Brief. Im Juni kam dann die Meldung, welcher Schule in Frankreich ich zugeteilt wurde und drei Monate später war ich vor Ort und stand im Klassenzimmer.

Unterricht

Ursprünglich war ich mir nicht sicher, ob ich wirklich Lust habe, Deutsch zu unterrichten, da meine Fächer Mathe und Französisch sind. Schon nach den ersten paar Stunden merkte ich aber, dass es egal ist, was ich unterrichte, es macht mir immer Spaß. So durfte ich also 12 Stunden pro Woche (das sind offizielle Richtlinien an jeder Schule) an drei verschiedenen Schulen in der kleinen Stadt Tulle, in insgesamt mehr als 10 Klassen dabei sein. Zu Beginn hatte ich Zeit, mir die Klassen anzuschauen und ein bisschen mit den Lehrer*innen und Schüler*innen zu plaudern, bevor ich meine ersten eigenen Stunden plante. Das Tolle an der Zeit als Fremdsprachenassistentin war, dass ich keinen Druck verspürte. Die Lehrkräfte vermittelten mir, dass ich alles ausprobieren darf, was ich will. Falls eine Stunde mal weniger gut klappte, so war das nicht schlimm und niemand bewertete mich. Meistens war es aber so, dass die Lehrkräfte begeistert waren von der Methodenvielfalt, den Spielchen und der Integration von Bewegung in den Unterricht.

Aber noch wichtiger: Auch die Schüler*innen waren begeistert. Als Fremdsprachenassistentin hat man den Vorteil, dass die Schüler*innen tendenziell positiv gestimmt sind. Wenn man das Zimmer betritt, dann ist den Schüler*innen klar, dass nicht der normale Unterricht der Lehrkraft stattfinden wird, sondern etwas Neues und vergleichsweise Ungewöhnliches passieren wird. So fragten die Schüler*innen, vor allem die Fünftklässler, regelmäßig, wann ich denn wiederkommen würde. Wenn ich dann mal eine ganze Woche nicht kommen konnte, weil ich in anderen Klassen war, waren sie enttäuscht. Das fühlte sich toll an. Insgesamt bekam ich einen Einblick in alle Klassenstufen von Klasse 5 bis Klasse 12 (Abi-Vorbereitung) und konnte immer besser meine Stunden auf das entsprechende Deutschniveau anpassen.

Projekte und Events

Der Unterricht machte viel Spaß und füllte einen Großteil meiner Zeit, doch am Tollsten war die Möglichkeit, Projekte und Events zu organisieren. Die Unterrichtsvorbereitung von 12 Stunden pro Woche war zwar aufwändig, aber im Gegensatz zum Praxissemester oder dem Referendariat blieb noch genug Zeit mir coole Aktionen für die Schüler*innen auszudenken. Hier ein paar Beispiele:

Der Nikolaus, wie wir ihn kennen, ist in Frankreich weitgehend unbekannt, deshalb beschloss ich mich am 6. Januar als Nikolaus zu verkleiden und durch alle Klassen mit einem Sack voll Schokolade und einem goldenen Buch zu gehen. Die Kinder fanden natürlich die Schokolade super und ich denke, auch den Nikolaus werden sie so schnell nicht vergessen.

In der letzten Woche vor Weihnachten wird häufig nicht mehr viel normaler Unterricht gemacht, weshalb die Mathelehrerin einwilligte, dass ich in dieser Woche mit ihren zwei achten Klassen je eine EXIT-Room Stunde machte. Ich überlegte mir Rätsel, durch die die Kinder in Gruppen auf Lösungswörter kommen mussten. Schlussendlich führten die Lösungen sie zum Sack des Weihnachtsmannes. So wiederholten die Kinder den Satz des Pythagoras und die Quadratzahlen, ohne es zu merken und hatten viel Spaß am Rätsellösen.

Jedes Jahr am 22. Januar wird der Tag der deutsch-französischen Freundschaft gefeiert. Wenn das nicht ein Anlass für ein Event ist! Gemeinsam mit der Deutschlehrerin plante ich eine kleine Feier, zu der alle Kinder der Schule kleine Kärtchen mit guten Wünschen und Hoffnungen (auf Deutsch) formulierten. Diese wurden an Helium-Ballons geknotet und zusammen zur deutschen und zur französischen Nationalhymne steigen gelassen. Ein voller Erfolg!

Ab ins Ausland!

Jede Erfahrung im Ausland ist wertvoll und bringt uns weiter. Für mich war die Erfahrung als Fremdsprachenassistentin genau die richtige Wahl, da ich mich wohlfühlen und Lehrerfahrungen sammeln konnte. Ich lernte das französische Schulsystem kennen und verbesserte  auch noch mein Französisch. Eine win-win-win-win-Situation also.

Lena Burkhardt
3. Fachsemester, Master of Education (Universität)

Weitere Informationen:
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Studentische Blogger*innen teilen ihre Meinung zum Lehramtsstudium an den Freiburger Hochschulen.

Die Blogger*innen verfassen Texte über ihre Eindrücke und Erfahrungen im Lehramtsstudium in Freiburg, die auf der Webseite der School of Education FACE veröffentlicht und über den vierteljährlich erscheinenden Newsletter beworben werden.

Weitere FACE it-Texte der Newsletter-Ausgabe 01/2021 zum Fokusthema „Internationalisierung“: