Kohärenz und Vernetzung in einer europäischen Lehrkräftebildung: Die Schaffung transnationaler ‚Communities of Practice‘ mithilfe virtueller Lehr-Lern-Umgebungen

Neues Projekt am Hochschulstandort Freiburg: ‚Coherence in European Teacher Education: Creating transnational communities of practice through virtual scenarios‘

Aufgrund stetig wachsender Anforderungen an professionelle Kompetenzen in Schule und Unterricht sind Fremdsprachenkenntnisse und interkulturelle Erfahrungen genauso wie der transnationale Austausch von Wissen und Erfahrungen wichtige Schlüsselkompetenzen künftiger Lehrkräfte. Im Handlungsfeld Internationalisierung der School of Education FACE hat man sich deshalb zum Ziel gesetzt, die Mobilität von Studierenden und Dozierenden aktiv zu unterstützen und Curricula auch international stärker aufeinander abzustimmen. Doch wie kann angesichts der Vielfalt der europäischen Lehrkräftebildungssysteme eine länderübergreifende Zusammenarbeit in Lehre und Forschung gelingen? Dieser Herausforderung stellen sich die Projektpartner im neuen Projekt ConnEcTEd, das von September 2020 bis August 2023 durch die Programmlinie Erasmus+ Strategische Partnerschaften gefördert wird.

Im Erasmus+ KA 203 Projekt ‚ConnEcTEd – Coherence in European Teacher Education‘ sind zwei Freiburger Standorte der Lehrkräftebildung, die Pädagogische Hochschule und die Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, beteiligt. Damit stellt ‚ConnEcTEd‘ das erste internationale Projekt der School of Education FACE im Handlungsfeld ‚Internationalisierung‘ dar. Die wichtigen Ziele dieses Handlungsfeldes, nämlich die Unterstützung und Koordination von Maßnahmen zur Steigerung der Studierenden- und Dozierendenmobilität sowie die Internationalisierung der Curricula in der Lehramtsausbildung, werden in ConnEcTEd aktiv angegangen.

Die Antragsteller und Projektkoordinatoren der PH Freiburg (von links): Dr. Katharina Hellmann, Prof. Dr. Hans-Georg Kotthoff, Dr. Verena Bodenbender, Jun.-Prof. Dr. Katja Zaki
Die Antragsteller und Projektkoordinatoren der PH Freiburg (von links): Dr. Katharina Hellmann, Prof. Dr. Hans-Georg Kotthoff, Dr. Verena Bodenbender, Jun.-Prof. Dr. Katja Zaki

Die sich ausweitende Internationalisierung hochschulischer Bildung und eine immer stärker werdende Vernetzung von Akteuren im Hochschulbereich hat endgültig auch die Lehrkräftebildung erreicht. Internationalisierung und die damit einhergehende Schaffung eines Europäischen Hochschulraums (EHEA – European Higher Education Area) sind zunehmend wichtige Aspekte politischer Überlegungen und der wissenschaftlichen Forschung an Hochschulen (Europäisches Parlament, 2015; HRK, 2018).

Oftmals geht es, wenn von Internationalisierung in Lehramtsstudiengängen gesprochen wird, um den Aufbau gemeinsamer Studienprogramme, die Entwicklung kohärenter – also strukturell und inhaltlich sinnhaft zusammenhängender – Curricula oder Module, sowie die Ermöglichung von Doppelabschlüssen der Lehramtsstudierenden. Auch die Betreuung von Forschungsarbeiten von mehreren europäischen Partnern trägt zu einer Internationalisierung von Lehrkräftebildung und einem Austausch von Ideen und Konzepten bei. Das größte Ziel ist wohl aber die Erhöhung der physischen und virtuellen Mobilität von Studierenden und Lehrenden (Europäische Kommission (EC), 2013; EP, 2015). Diese Mobilität ermöglicht nicht nur eine fachliche Vertiefung, den Erwerb von Zusatzqualifikationen oder verbesserte Fremdsprachenkenntnisse, sondern auch interkulturelle Erfahrungen, und leistet somit einen wichtigen Beitrag zur Entwicklung von Persönlichkeitsmerkmalen der Studierenden.

In Anbetracht der bereits schwach ausgeprägten Kohärenz zwischen lehrkräftebildenden Strukturen und Inhalten innerhalb Deutschlands mit seinen 16 föderalen Systemen, erscheint der Wunsch nach transnationaler Kohärenz besonders herausfordernd. Die große Vielfalt der europäischen Lehrkräftebildungssysteme stellt derzeit ein zentrales Hindernis für die physische und virtuelle Mobilität von Lehramtsstudierenden und Dozierenden dar. Dies betrifft z. B. die Studieninhalte, die Dauer des Gesamtstudiums, die Art der Abschlüsse sowie nicht zuletzt die unterschiedlichen Semesterzeiten der verschiedenen Länder (z. B. Semester vs. Trimester), aber auch die Schularten, für die das jeweilige Lehramtsstudium befähigt.

Ein transnationaler Ansatz zu diesem Thema erscheint daher in zweierlei Hinsicht vielversprechend: Ein systematischer Vergleich von Strukturen und Konzepten der Lehrkräftebildung innerhalb Europas ermöglicht zunächst vertiefte Einblicke in aktuelle Herangehensweisen, Konzepte und Trends sowohl innerhalb der Ländergrenzen, als auch über diese hinaus. Darauf aufbauend kann der Austausch, die gemeinsame Weiterentwicklung sowie die Erprobung und Bewertung der verschiedenen Lehrkonzepte, Lernangebote und ihre Anerkennung über Ländergrenzen hinweg als ‚Good-Practice‘ umgesetzt werden. Diese Entwicklungen wiederum befördern schrittweise die oftmals gewünschte, jedoch noch kaum stattfindende, physische und virtuelle Mobilität von Lehramtsstudierenden. Um dem bereits seit vielen Jahren existierenden Wunsch nach mehr Digitalisierung in der Hochschulbildung nachzukommen, leistet das Projekt ConnEcTEd sowohl zu ‚Kohärenz‘ als auch zu ‚Digitalisierung‘ einen wichtigen Beitrag.

Projektziele

ConnEcTEd zielt darauf ab, die genannten Herausforderungen an strukturelle, konzeptionelle und transnationale Kohärenz und Digitalisierung im europäischen Lehrkräftebildungssystem kooperativ zu bearbeiten. Dies geschieht zusammen mit sechs Partners aus fünf europäischen Ländern unter Leitung der Pädagogischen Hochschule Freiburg. ConnEcTEd hat dabei sowohl Studierende als auch Dozierende, Lehrkräfte und die Bildungsadministration im Blick. Beispielsweise unterstützt das Projekt die Dozierenden der teilnehmenden europäischen Universitäten, indem es transnationale professionelle Lerngemeinschaften aufbaut, ihnen Wissen über europäische Lehrkräftebildungssysteme vermittelt, Studieninhalte verfügbar macht, oder auch den Zugang zu beruflichen Ausbildungsmöglichkeiten (z. B. Video-Tutorials, virtuelle Ringvorlesungen) ermöglicht. Weitere Ziele des Projekts sind beispielhaft:

  • Die digitale Darstellung, Systematisierung und Disseminierung von Good-Practice Beispielen zu innovativen Lehr-Lern-Konzepten der Lehrkräftebildung
  • Eine kooperative Entwicklung von Open Educational Ressources (OERs) zu Kohärenzansätzen in der Fremdsprachenlehrkräftebildung (Course Designs, Kombinierbare Fortbildungsmodule u. a.)
  • Eine Internationalisierung des Curriculums der Fremdsprachenlehrkräftebildung (HRK, 2016) durch gemeinsame digitale Angebote der verschiedenen Partnerhochschulen (Virtual Exchange, Virtuelle Ringvorlesungen, Digitale “Toolbox” der transnationalen Lehrkooperationen)
  • Publikationen und Handreichungen zu Kohärenzkonzepten und innovativen digitalen Lehr-Lern-Konzepten der beteiligten Hochschulen

Mit diesen und anderen Teilzielen, die in den nächsten drei Jahren erreicht werden wollen, soll schrittweise eine dauerhafte Kohärenzorientierung in der Lehre für das Lehramtsstudium und die Lehrpraxis aufgebaut werden, die zukünftig an den beteiligten, aber auch allen anderen Hochschulen und Schulen, weitergegeben werden kann. 

Projektpartner

  • Pädagogische Hochschule Freiburg (Prof. Dr. Hans-Georg Kotthoff, Dr. Katharina Hellmann, Jun.-Prof. Dr. Katja Zaki, Dr. Verena Bodenbender)
  • Albert-Ludwigs-Universität Freiburg (Dr. Frank Reiser, Dr. Anna Rosen, Dr. Melanie Koch-Fröhlich)
  • University of Helsinki (Finnland) (Dr. Kaisa Kahl, Prof. Dr. Raili Hilden)
  • University of Nice (Frankreich) (Dr. Cindy de Smet; Dr. Christine Schmider)
  • University of Cyprus (Zypern) (Prof. Dr. Eleftherios Klerides, Dr. Stavroula Philippou)
  • University of Oslo (Norwegen) (Dr. Gerke Doetjes, Dr. Ida Hatlevik)
  • University of Turku (Finnland) (Prof. Dr. Mirjamaija Mikkilä-Erdmann, Norbert Erdmann)
  • University of Zagreb (Kroatien) (Prof. Dr. Vlatka Domovic, Prof. Dr. Lidija Cvikić, Dr. Željka Knežević)

Projektauftakt

Internationale Projekte haben in der derzeitigen Situation einen klaren Nachteil. Daher waren Treffen der Partner seit Projektstart im Herbst 2020 noch nicht möglich. Das in Drittmittelprojekten übliche Kick-Off-Treffen wurde entsprechend auf verschiedene virtuelle Termine zwischen November 2020 und Januar 2021 aufgeteilt. Nichtsdestotrotz arbeiten alle Projektpartner erfolgreich an ihren Arbeitspaketen und ein regelmäßiger virtueller Austausch zwischen den Beteiligten sowie die Nutzung virtueller Projektmanagement-Tools lassen alle Partner zuversichtlich bleiben, dass ConnEcTEd ein Erfolg wird. Über die Projekthomepage können sich Interessierte jederzeit über das Projekt, seine Fortschritte und Neuigkeiten informieren. Wir freuen uns über Ihr Interesse!

Auch wenn wir aktuell keine andere Möglichkeit haben, als virtuelle Treffen abzuhalten und wir darin zumindest einen Vorteil sehen, dass wir durch virtuelle Treffen häufiger mit den Projektpartnern kommunizieren, als dies bei bisherigen Projekten oft der Fall war, freuen wir uns sehr darauf, alle beteiligten Partner möglichst bald persönlich kennenzulernen. Gerne informieren wir Sie auch über einen Besuch unserer Projektpartner an unserem Freiburger Standort.

Weitere Informationen

Webseite zum Förderprojekt im Rahmen von Erasmus+

Webseite ConnEcTEd (Coherence in European Teacher Education) (englischsprachig)