Austauschforum “Praxis meets Forschung” 3. Schulnetzwerkveranstaltung

Das Praxiskolleg hat in Kooperation mit der Maßnahme M3 „Inklusion und Heterogenität“ am 07.07.2017 von 14 bis 17 Uhr Schulvertreter*innen aus dem Regierungsbezirk Freiburg und Doktorand*innen der Pädagogischen Hochschule Freiburg (PH) und der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg in die PH eingeladen, um gemeinsam über Erfolgsfaktoren von Kooperationen von Schulen mit Forschungsprojekten zu diskutieren.

Für die etwa 25 Teilnehmenden wurde an diesem Nachmittag ein persönlicher Begegnungsraum geschaffen, der es allen Beteiligten ermöglichte, in einen fruchtbaren Austausch über Forschungsprojekte und deren Rahmenbedingungen sowie die Bedürfnisse sowohl der Forschung als auch der Praxis bezüglich einer gelingenden Kooperation zu treten. Aktuelle Forschungsvorhaben, aus unterschiedlichen Bereichen der Bildungs- und Unterrichtsforschung, konnten sich präsentieren.

Eröffnet wurde die Veranstaltung von den beiden Koordinatorinnen des Praxiskollegs, Ulrike Dreher und Dr. Martina von Gehlen. Frau Dreher erläuterte das Konzept des Austauschforums, in dem es in einem ersten Teil darum gehen sollte, eine Bilanz aus den bisherigen Kooperationen zu ziehen, um daran anschließend in einem zweiten Teil den Blick darauf zu fokussieren, wie die beteiligten Akteure auf Augenhöhe kooperieren können.

Unter dem Titel „Forschungskooperationen konkret“ berichteten zunächst Vertreter*innen von zwei Hochschulpartnerschulen von ihren Erfahrungen aus der Zusammenarbeit mit der Forschung.

Hauke Bestmann, Lehrer am Kreisgymnasium Bad Krozingen, schilderte die Erfahrungen aus den Kooperationen mit unterschiedlichen Fachbereichen der Universität und der PH Freiburg. Dabei hob er den Mehrwert heraus, der aus den Kooperationen für die Schüler*innen entstanden ist, in Form von neuen Lernformaten (Ralley/GPS-Tour), die sich z.B. aus der Kooperation mit Dr. Astrid Carrapatoso vom Seminar für Wissenschaftliche Politik der Universität Freiburg ergaben, aber auch durch den direkten Einblick in die Wissenschaft, den die Schüler*innen z.B. durch das Durchführen von Experteninterviews im Rahmen der Kooperation mit dem Sonderforschungsbereich 948: Helden-Heroisierungen-Heroismen erhielten.

Gabriele Heinel, von der Max-Weber-Schule, gab einen Einblick in die Kooperation bezogen auf das Mentoring. In diesem fächerübergreifenden Programm soll Lehramtsstudierenden ein persönlicher, hierarchiefreier Erfahrungsaustauch mit erfahrenen Lehrer*innen ermöglicht werden. Frau Heinel betonte, dass gerade im informellen Kontakt, der sich aus der unmittelbaren Zusammenarbeit mit den Mentees ergeben hat, ein großes Potenzial liegt.
Im Rahmen der Berichte aus den Hochschulpartnerschulen wurde deutlich, dass mit den Forschungskooperationen, trotz des Zeitaufwands, der mit solchen Vorhaben verbunden ist, ein großer Mehrwert für die Schulen entsteht.

Anschließend stellten Prof. Dr. Katja Scharenberg und Prof. Dr. Andreas Köpfer (beide Pädagogische Hochschule Freiburg) das Kooperationsprojekt FRISBI – Freiburger Inklusive Schulbegleitforschung “ vor, das im Rahmen des Freiburg Advanced Center of Education (FACE) entstand. FRISBI macht es sich zum Ziel, Schulen auf dem Weg zur Inklusion wissenschaftlich zu begleiten und Herausforderungen sowie Erfolgsfaktoren für ein gelingendes Inklusionskonzept gemeinsam mit den Schulen zu analysieren. Frau Scharenberg und Herr Köpfer skizzierten zunächst die zentralen Bausteine und Phasen des Pilotprojekts. Anschließend berichteten Vertreter*innen von drei Kooperationsschulen sowie Studierende, die im Rahmen des FRISBI-Projektes ihre Zulassungsarbeiten zu unterschiedlichen Facetten des Inklusionsprozesses verfassten, von Erfahrungen aus dem vergangenen Jahr in der Pilotphase. Die Schulen skizzierten, wie sie vom Projekt profitierten, um sich selbst des eigenen Heterogenitätskonzepts bewusst zu werden und nochmals zu reflektieren, wie und unter welchen Umständen Inklusion gelingen kann.

In einem anschließenden Blitzlicht wurde aktuellen Forschungsprojekten Raum gegeben, um sich im Plenum zu präsentieren. Folgende Personen haben ihre Projekte mithilfe von Postern vorgestellt:

Falko Röhrs, Germanistische Linguistik, Universität Freiburg
Falko Röhrs untersucht mithilfe der Gesprächsanalyse, welche konversationellen Praktiken für eine hohe Gesprächskompetenz von Bedeutung sind, um auf Grundlage der Ergebnisse Seminar- und Fortbildungseinheiten zu entwickeln, in denen Lehramtsstudierende ihre Gesprächskompetenz erweitern und reflektieren können. Herr Röhrs bezieht sich in seiner Untersuchung auf schulische Elterngespräche, unabhängig von Schulart und Klassenstufe.

Benjamin Peters, Institut für Mathematische Bildung, Pädagogische Hochschule
Benjamin Peters möchte im Rahmen seiner Arbeit erarbeiten, inwiefern der Prozentstreifen für Schüler*innen ein unterstützendes Modell beim Lösen und Verstehen von Aufgaben ist, in denen mit vermehrtem und vermindertem Grundwert gerechnet wird. Er möchte für seine Untersuchung Schüler*innen der 8. Klasse (WRS, GMS, RS) sowie Lehrer*innen befragen.

Mandy Steinbach, Institut für Psychologie, Pädagogische Hochschule
Mandy Steinbach untersucht, ob Visualisierungen bei der Vermittlung ausgewählter Themenbereiche des Faches Gemeinschaftskunde besser sequenziell, also in Teilschritten, entwickelt oder vollständig präsentiert werden sollen. Das Ziel ist zu erfahren, von welcher Form der Visualisierung die Schüler*innen der gymnasialen Oberstufe mehr profitieren.

Dr. Stephanie Herppich, Institut für Erziehungswissenschaft, Universität Freiburg
In ihrem Forschungsprojekt möchte Dr. Stephanie Herppich gemeinsam mit Dr. Rachel Lam, ETH Zürich, untersuchen, was Lehrpersonen aus Diagnosen von Lernendenarbeiten für die Gestaltung und Durchführung von Gruppenlernphasen erfahren und wie sie dabei unterstützt werden können. Außerdem soll herausgefunden werden, wie sich das Diagnostizieren auf Unterricht und Lernen auswirkt. Die Forschung bezieht sich zunächst auf den Sachunterricht (Umweltbildung) in der Grundschule.

Dr. Elisabeth Wegner, Institut für Erziehungswissenschaft, Universität Freiburg
Dr. Elisabeth Wegner analysiert mithilfe einer bildbasierten Erhebung von Lernüberzeugungen, inwiefern sich diese zwischen den unterschiedlichen Schulformen unterscheiden. Die verschiedenen Überzeugungen über das Lernen werden z.B. mit Hilfe des Impuls „Lernen ist wie…“ erfragt.

Die spannende Blitzlichtrunde mündete direkt in die Vernetzungspause, die es den Anwesenden ermöglichte, mit den einzelnen Projekten vertieft ins Gespräch zu gehen und Kontakte zu knüpfen.

Nach der Pause standen die Bedürfnisse von Schulen und Forschungsprojekten hinsichtlich einer gelingenden Kooperation im Mittelpunkt. In Kleingruppen erarbeiteten die Vertreter*innen der Schule und Forschung sowie das Projekt FRISBI, basierend auf ihren bisherigen Erfahrungen, Faktoren, die zum Gelingen von Kooperationen beitragen, aber auch Faktoren, die hinderlich sind. Davon ausgehend formulierten die Arbeitsgruppen Wünsche an zukünftige Kooperationsprojekte.

In einer anschließenden Präsentation erhielten alle Kleingruppen die Möglichkeit die Ergebnisse der lebhaften Diskussionen vorzutragen und damit Einblicke in die verschiedenen Bedarfe und Abläufe der unterschiedlichen Systeme Schule und Forschung zu bekommen. Schlagworte, die hinsichtlich der Faktoren genannt wurden, die zu einem Gelingen der Kooperation beitragen, waren z.B. Kontinuität, persönliche Kontakte, klare Rahmenbedingungen sowie das Schaffen von Win-Win-Situationen. Idealerweise orientieren sich die Forschungsfragen auch an den Interessen der Schulen und die Ergebnisse werden nachhaltig rückgespiegelt, z.B. in Form von Präsentationen im Kollegium.

Aus den Ergebnissen der Kleingruppenarbeiten werden in den kommenden Wochen Leitlinien für eine gelingende Kooperation zwischen Schule und Forschung formuliert, um eine Arbeitsgrundlage für kommende Forschungskooperationen zu schaffen. Das Praxiskolleg bedankt sich herzlich für die rege Beteiligung und die lebhaften Erfahrungsberichte aus den Forschungskooperationen.

 

Bei Interesse an einer Kooperation mit einem der genannten Projekte, können Sie sich gerne für nähere Informationen an das Praxiskolleg wenden.