„Bringt Praxis mit rein und einen guten Ausblick auf den späteren Lehrberuf!“ (Aussage einer Studentin) (Wirtschaft)

Lehrveranstaltung: „Übung zur Mikroökonomik I für Studierende des polyvalenten Bachelorstudienganges“

Zielsetzung: Ziel des Lehrprojektes ist es, die Kohärenz zwischen Theorie und Praxis zu fördern, und zwar in doppelter Lesart. Zum einen geht es darum, die abstrakten Modelle der Wirtschaftswissenschaft anhand realer Marktsituationen zu überprüfen und ihren Erklärungswert zu diskutieren. Zum anderen soll der Professionsbezug für angehende Lehrkräfte durch Hinweise auf das Berufsfeld sowie erste fachdidaktische Elemente gestärkt werden.

Veranstaltungsart: Ergänzende Übung zur Vorlesung „Mikroökonomik I“ und entsprechenden Tutorien

Inhalte: grundlegende ökonomische Denkweisen und wirtschaftswissenschaftliche Modelle, Reflexion der wirtschaftswissenschaftlichen Modelle, Stolpersteine beim Lernen der mikroökonomischen Grundlagen

Studierende: Studierende des polyvalenten Zwei-Hauptfächer-Bachelorstudiengang, Fach Wirtschaftswissenschaft

Verortung im Lehramtsstudium: Das Lehrprojekt lässt sich im 3. Fachsemester des polyvalenten Zwei-Hauptfächer-Bachelorstudiengang verorten.

Zentrale Elemente zur Zielerreichung: Zentrale Elemente, mit deren Hilfe die erklärte Zielsetzung erreicht werden soll, sind ökonomische Experimente und Lernaufgaben nach dem 4C/ID-Modell.

 

Beschreibung der Veranstaltung

Bewertung

Weiterführende / vertiefende Informationen

 

Beschreibung der Veranstaltung

Konzeptionelle Basis

Eine Möglichkeit, die Professionsorientierung zu stärken, ist die Schaffung von Kohärenz zwischen Fachwissenschaft, Fachdidaktik und Bildungswissenschaften. In der vorgestellten Veranstaltung wird vor allen Dingen der Bereich der Fachwissenschaft tangiert; entsprechend der frühen Stellung im Bachelor werden erste fachdidaktische Elemente vermittelt.

Um die verschiedenen Wissensbereiche zusammenzuführen, wurde für die Konzeption der Veranstaltung ein Instruktionsmodell ausgewählt, das Four-Component Instructional Design (4C/ID-Modell – van Merriënboer, 1997), das schon länger in technischen Bereichen angewendet wird, bisher allerdings noch keinen Eingang in die universitäre Lehrerbildung gefunden hat. Kern des Modells sind ganzheitliche Lernaufgaben, die auf authentischen Handlungssituationen basieren und deren Bearbeitung Elemente aus verschiedenen Domänen integriert.

Eine Lernaufgabe (learning task*) ist bspw. das experimentelle Nachstellen einer Marktpreisbildung, die Analyse des Marktes sowie ein Vergleich mit realen Märkten. Die Struktur der Lernaufgaben orientiert sich an der Grundstruktur der mikroökonomischen Theorie. Zu den Bereichen „Nachfrage“, „Angebot“, „Marktgleichgewicht“ gibt es mehrere Lernaufgaben, die in jeweils einer Aufgabenklasse (task class) zusammengefasst werden. Die Studierenden erhalten bei der Bearbeitung der ersten Lernaufgaben maximale Unterstützung und bearbeiten die Aufgaben im Verlauf des Kurses immer selbstständiger. Die Unterstützung zur Lösung der Lernaufgaben besteht zum einen aus der Information, die in der begleitenden Vorlesung vermittelt wird, sowie aus weiterer Literatur, z.B. zu ökonomischen Experimenten (supportive information). Zum anderen wird gemeinsam mit den Studierenden eine kognitive Strategie zur Lösung der Lernaufgaben (procedural information), z.B. Analyse der Preisbildung, erarbeitet und durch wiederholtes Anwenden gefestigt.

* Die von van Merriënboer im Original verwendeten Begriffe sind kursiv gesetzt.

Lernziele

Die Studierenden

  1. beschreiben und erklären ökonomische Denkweisen und wirtschaftswissenschaftliche Modelle,
  2. reflektieren und diskutieren den Wert der wirtschaftswissenschaftlichen Modelle zur Erklärung der Realität,
  3. identifizieren und erklären Stolpersteine beim Lernen der mikroökonomischen Grundlagen.

Zielgruppe

Zielgruppe der Veranstaltung sind Studierende des polyvalenten Zwei-Hauptfächer-Bachelorstudiengang mit Fach Wirtschaftswissenschaft, die sich im 3. Fachsemester befinden. Voraussetzung für die Teilnahme an der VL „Mikroökonomik I“ und damit auch an der dazugehörigen Übung sind die Veranstaltungen “Einführung in die Volkswirtschaftslehre” und „Mathematik“. Die Gruppengröße liegt bei 20-30 Teilnehmer*innen.

Durchführung

Der Verlauf der Übung lässt sich in drei große Phasen gliedern: Anhand eines Marktexperimentes wird zunächst das Zustandekommen des Gleichgewichtes auf einem Wettbewerbsmarkt analysiert. Dies dient als Überblick und gleichzeitig Advance Organizer für die kommenden Sitzungen. In der zweiten Phase wird die Nachfrageseite, in der dritten die Angebotsseite eines Marktes untersucht. Zum Abschluss werden beide wieder aufeinander bezogen.

Überprüfung des Lernerfolgs

Der Lernerfolg der Studierenden wird am Abschluss einer Einheit mit jeweils einer zusammenfassenden Lernaufgabe überprüft, z.B. der Beschreibung und Erklärung eines ökonomischen Phänomens. Des Weiteren steht am Ende des Kurses eine Klausur, in der das erworbene Wissen abgefragt wird.

Rolle und Aufgaben des Lehrenden

Die Lehrende entwickelte Lernziele und gestaltete eine Lernumgebung, um den Studierenden die Erreichung dieser Lernziele zu ermöglichen. Diese Lernumgebung wurde basierend auf dem didaktischen Modell 4C/ID ausgearbeitet, damit wurde Theorie und Praxis auch über die Lehrperson verknüpft. Eine weitere Aufgabe der Lehrenden war die Gestaltung der Kommunikation innerhalb des Lernprozesses sowie die Weiterentwicklung auf Basis einer Evaluation.

Rolle und Aufgaben des/der Studierenden

Die Studierenden bearbeiteten Aufgaben, die aus authentischen Situationen abgeleitet wurden. Im Verlaufe des Seminars wurde der Grad der Selbständigkeit bei der Bearbeitung immer größer. Die zusammenfassende Aufgabe bot Gelegenheit zur Reflexion des eigenen Lernprozesses.

Besonderheiten

Im Fachbereich Wirtschaftswissenschaften besuchen Lehramtsstudierende fachwissenschaftliche Veranstaltungen gemeinsam mit Studierenden der Wirtschaftswissenschaften ohne Lehramtsoption. Bei der Planung einer Übung, die sich auf eine fachwissenschaftliche Veranstaltung bezieht, muss die Heterogenität der Studierenden in Bezug auf das Studienziel berücksichtigt werden.

 

Bewertung

Chancen

Das Lehrprojekt bot die Möglichkeit, gleich zu Beginn des Studiums ein vernetztes Wissen bzgl. der ökonomischen Modelle zu erwerben und diese kritisch zu reflektieren.

Rückmeldung / Evaluation

Die meisten Studierenden gaben an, in der Veranstaltung viel gelernt zu haben. Neben den Lernergebnissen wurden vor allem die positive Lernatmosphäre und die intensive Auseinandersetzung mit den Lerninhalten hervorgehoben.

Resümee

Die Konzeption, Durchführung und Evaluation der Veranstaltung nach einem Instruktionsmodell war für mich eine gewinnbringende Erfahrung, da sich die Konstruktion von Lernaufgaben, die an authentischen Handlungssituationen orientiert sind, in Teilen auch gut auf den Bereich der ökonomischen Bildung übertragen lässt. Aus der Bearbeitung der Aufgaben heraus sind interessante und konstruktive Diskussionen entstanden.

 

Weiterführende / vertiefende Informationen

Quellen / Literatur

Dolmans, Diana H. J. M.; Wolfhagen, Ineke H. A. P.; van Merrienboer, Jeroen J. G. (2013): Twelve tips for implementing whole-task curricula: how to make it work. In: Medical teacher 35 (10), S. 801-805.

Kultusministerium Baden Württemberg (01.08.2015): Rechtsverordnung des Kultusministeriums über Rahmenvorgaben für die Umstellung der allgemein bildenden Lehramtsstudien-gänge an den Pädagogischen Hochschulen, den Universitäten, den Kunst- und Musikhochschulen sowie der Hochschule für Jüdische Studien Heidelberg auf die gestufte Studiengangstruktur mit Bachelor- und Masterabschlüssen der Lehrkräfteausbildung in Baden-Württemberg (Rahmenvorgabenverordnung Lehramtsstudiengänge – RahmenVO-KM) vom 27.04.2015. Online verfügbar unter http://www.landesrecht-bw.de/jportal/?quelle=jlink&query=LehrRahmenV+BW&psml=bsbawueprod.psml&max=true&aiz=true, zuletzt geprüft am 22.11.2016.

Wittwer, Jörg; Nückles, Matthias; Mikelskis-Seifert; Schumacher, Markus; Rollett, Wolfram; Leuders, Timo (2014): Kohärenz, Kompetenz- und Forschungsorientierung – zur Weiterentwicklung der Lehrerbildung am Standort Freiburg. In: Winfried Benz, Jürgen Kohler und Klaus Landfried (Hg.): Handbuch Qualität in Studium und Lehre. Berlin, Berlin: Raabe; DUZ Verlags- und Medienhaus GmbH, S. 93-116.

Ansprechpartnerin

Vivian Conrad
FACE (Freiburg Advanced Center of Education) – M1 “Lehrkohärenz”
“Qualitätsoffensive Lehrerbildung”
vivian.conrad@ph-freiburg.de
vivian.conrad@tax.uni-freiburg.de