Mit moderner Technik das mittelalterliche Rom entdecken – Eine kooperative Exkursionsveranstaltung

Wie sah Rom zur Zeit der Päpste des Mittelalters aus? Welche Veränderungen hat die „Ewige Stadt“ erfahren? Wie kann man Schüler*innen den Wandel einer Stadt visualisieren? Mit diesen Fragen beschäftigten sich Studierende der Freiburger Albert-Ludwigs-Universität und der Pädagogischen Hochschule im Rahmen einer Exkursion.

Das Forum Romanum, ein Wahrzeichen der
Das Forum Romanum, ein Wahrzeichen der “Ewigen Stadt”

In der Zeit vom 21. bis 25. Mai 2018 fuhren insgesamt 26 Studierende aus dem Fach Geschichte, vorwiegend aus dem Lehramt, gemeinsam in die Ewige Stadt Rom. Geleitet und geplant wurde die Exkursion von den Dozierenden Julian Happes und Julian Zimmermann. Ein besonderer Schwerpunkt lag dabei auf der mittelalterlichen Geschichte der italienischen Stadt.

Die Idee

Studierende konzipieren und visualisieren Reiserouten mit historischem Hintergrund z.B. für Schüler*innengruppen, die auf Klassenfahrt in Rom sind. Um diese Routen medial umzusetzen, arbeiten sie mit den Organisatoren der App Future History eng zusammen.

Die App Future History

Funktionsweise der Future History App am Beispiel Freiburg

Mit Hilfe der Future History App, welche frei zugänglich ist, ist es möglich, Stadtführungen zu gestalten und mit Infos zu hinterlegen. Das besondere an der App ist die Bildvergleichsfunktion: hiermit können die Bilder so überspielt werden, dass man von dem alten Bild auf das Neue „sliden“ kann. Ein Beispiel: man nimmt eine Zeichnung des Kolosseums (eigentlich Amphitheatrum Flavium), die ein noch vollständig bestehendes Gebäude zeigt. Darüber kann dann ein aktuelles Bild der Ruine gelegt werden. So hat der Nutzer der App die Möglichkeit die Bilder zu verschieben und sieht deutlich die Veränderung des Gebäudes. Eine Zeitreise im Taschenformat.

Für die Studierenden der Freiburger Hochschulen lag der Wert der App in genau dieser Funktion. Denn die App ermöglicht eine neue Art der Veranschaulichung des Lehrmaterials. Die Lehrperson, die diese App mit ihren Schüler*innen verwendet, kann so einen anderen Blick auf die Stadt erwirken. Es ist interaktiv, spannend und greifbar. Didaktisch also äußert attraktiv. Die Schüler*innen können nun vor Ort die Veränderungen sehen und begreifen. Dies ist eine völlig andere Erfahrung als die bloße Nutzung eines Schulbuches oder eines klassischen Referates vor dem Objekt.

Die Umsetzung

Die App diente den Studierenden zur Sicherung der erarbeiteten Ergebnisse, um sie den Schüler*innen und Lehrenden zur Verfügung zu stellen. In der App wurden die thematischen Stadtführungen angelegt. Diese haben nicht nur verschiedene Bilder, Karten und Grundrisse, sondern auch Texte und sind mit wissenschaftlichen Angaben versehen, damit interessierte Nutzer*innen weiterlesen können.

Bereits im Vorfeld recherchierten die Studierenden ausführlich zu ausgewählten Themen und suchten Bilder. Behandelt wurden dabei zum Beispiel Fragen nach Rom als bedeutende Pilgerstadt oder die städtebauliche Entwicklung von der antiken Stadt als Zentrum eines riesigen Reiches zu dem Sitz der christlich-katholischen Kirche. Beide Aspekte prägen das Stadtbild bis heute nachhaltig. Besonders die Antike ist in Rom präsent wie in kaum einer anderen Stadt. Dabei stellte sich den Studierenden auch die Frage nach zeitlich näherliegenden Ereignissen: Wie hat Mussolini die antiken Ruinen genutzt? Wie hat er die Geschichte instrumentalisiert? Gab es ein Bewusstsein für das historische Erbe der Stadt?

Der Austausch mit Wissenschaftler*innen vor Ort

Die Exkursion bot auch eine einmalige Chance für die Studierenden mit Historiker*innen vor Ort in Kontakt zu treten und die aufgekommenen Fragen direkt zu diskutieren. Die Studierenden besuchten das Deutsch Historische Institut (DHI) in Rom, welches zu den renommiertesten internationalen Forschungseinrichtungen gehört. Es ist ein Teil der bundesweit geförderten Max-Weber-Stiftung. Am DHI hörten die Studierenden Vorträge zu der Arbeitsweise des DHI´s und zu aktuellen Forschungsprojekten der dort ansässigen Historiker*innen. Der Besuch des Instituts hat den Teilnehmenden eine Vorstellung des wissenschaftlichen Arbeitens außerhalb der Universität vermittelt.

Studierende in dem römischen Stadtteil EUR
Studierende in dem römischen Stadtteil EUR

Eine weitere Station der Exkursion war eine Führung durch die numismatische Sammlung der Musei Capitolini. Unter Numismatik versteht man die Lehre und Forschung von Münzen. Dort wurde den Studierenden eine gesonderte Führung ermöglicht. Sie konnten sich antike und frühmittelalterliche Münzen anschauen, Schmuckstücke oder nur Fragmente von Schmuckteilen studieren und Wachssiegel des Spätmittelalters untersuchen. Der Standort spielt hier sicherlich eine Rolle: Die Musei Capitolini stehen auf dem Kapitolshügel, einem der sieben Hügel Roms. Dieser war insbesondere in der Antike das herrschaftliche Zentrum der Stadt.

Das Fazit

Die Exkursion hat gezeigt, wie gewinnbringend die Zusammenarbeit der Pädagogischen Hochschule und der Universität Freiburg sein kann. Sie hat experimentell eine neue didaktische Grundlage genutzt und sehr gute Ergebnisse in Form der Stadtführungen geliefert. Die Studierenden konnten neue Erfahrungen sammeln und haben dabei die Möglichkeit bekommen, diese Erlebnisse und Erkenntnisse durch die App Future History zu teilen. Das Konzept der App hat eine didaktische und fachwissenschaftliche Umsetzung unterstützt und diente nicht nur der Ergebnissicherung für die Studierenden, sondern ermöglicht auch eine dauerhafte Nutzung für die Teilnehmenden und für Lehrende und Schüler*innen. Für die Teilnehmenden der Exkursion selbst hatte die App bis zuletzt einen „Wow-Effekt“, da diese Form der Visualisierung auch im wissenschaftlichen Kontext atemberaubend ist. Man bekommt eine neue Perspektive, eine neue Erfahrung. Selbst jene der Teilnehmenden, die bereits in Rom waren, erlebten die Stadt nun anders. Sicherlich eine einzigartige Erfahrung.

Gruppenfoto der Exkursionsteilnehmenden
Gruppenfoto der Exkursionsteilnehmenden

Das kooperativ gestaltete Konzept der Dozierenden hat sich als Erfolg erwiesen. Alle Teilnehmenden haben neue Kontakte und Freundschaften geknüpft, vielleicht sogar Vorurteile beseitigt. Fachwissenschaft wurde hier gekonnt mit interaktiver Bildungswissenschaft kombiniert.

Sarah Brix
Jana Dornfeld

Weitere Informationen

Die App steht auf der Webseite der Future History zum Download zur Verfügung.