Professionelle Kooperation in inklusionsorientierten Schulen – Spannungsfelder und Perspektiven

Praxiskolleg Ringvorlesung WS 18/19 „Lehr- und Lernperspektiven – Impulse aus der Forschung für Schule und Unterricht“ am 15.11.2018

Durch Veränderungen hin zu inklusionsorientierten Schulen und Klassen rückt die professionelle Kooperation in multiprofessionellen Teams zunehmend in den Blickpunkt schulischen Lehrens und Handelns. Jun.-Prof. Dr. Andreas Köpfer, Juniorprofessor für Inklusive Bildung und Lernen am Institut für Erziehungswissenschaft an der Pädagogischen Hochschule Freiburg sowie Mitarbeiter in der Maßnahme „Inklusion und Heterogenität“ des Freiburg Advanced Center of Education (FACE), beleuchtete in seinem Ringvorlesungsvortrag am 15.11.2018 die Frage, welche Ambivalenten hinsichtlich professioneller Kooperation zwischen programmatischer und praktischer Umsetzung von Inklusion im Schulalltag entstehen können und welche Rahmenbedingungen hierbei bedeutsam sind.

Portraitfoto Jun.-Prof. Dr. Andreas Köpfer

Entlang eines Verständnisses von Inklusiver Bildung als pädagogische Aufgabe, Marginalisierungen, Benachteiligungen und Diskriminierungen abzubauen und Partizipation für alle Schülerinnen und Schüler zu eröffnen (Ainscow 2008), stellte Jun.-Prof. Dr. Andreas Köpfer Ergebnisse einer eigenen schulethnographischen Studie „Unterstützung für Lehrpersonen im Kontext inklusiver Lehr-Lernprozesse“ (UNIP) vor, die im Rahmen der Qualitätsoffensive Lehrerbildung durchgeführt wurde. Die Studie zeigt auf, wie das kooperative Handeln von Regellehrpersonen und Sonderpädagog*innen durch die zur Verfügung stehenden Rahmenbedingungen (z.B. Zeit, Raum, Expertise) bedingt wird und hierin überdauernde Differenzzuschreibungen enthalten sein können.

Die Diskutantin Jutta Spranz erläuterte aus Sicht als Lehrerin, wie Inklusion an der Albert-Schweizer-Schule II (Werkrealschule sowie FRISBI- und Hochschulpartnerschule) gelebt wird. Die Schule hat im Jahr 2011 die erste inklusive Klasse eingerichtet. Für eine funktionierende Zusammenarbeit ist es wichtig, die Einstellungen und Haltung der Regellehrkräfte und Sonderpädagog*innen aufeinander abzustimmen. Auch der Raum als sog. „dritter Pädagoge“ für Einzel- und Gruppenarbeit und Frontalunterricht ist aus ihrer Sicht ein wichtiger Bestandteil des Unterrichtens. Laut Spranz ist es das Ziel der Schule, möglichst allen Schüler*innen einer Klasse zu ermöglichen, ihre individuell möglichen Lernziele zu erreichen. Rückblickend sieht sie, dass ihre Schule den Anforderungen der Inklusion gewachsen ist, auch wenn vor allem anfangs viele skeptische Stimmen zu vernehmen waren. Inzwischen wird in den unterschiedlichen Räumen auf verschiedenen Niveaus gemeinsam gearbeitet. Sonderpädagog*innen sind außerordentlich wichtig, weil sie wertvolle Kompetenzen mitbringen und einen anderen Blickwinkel auf die Schüler*innen haben. Die Kooperation zwischen Lehrkräften und sonderpädagogischen Kräften kann laut Spranz nur dann effektiv genutzt werden, wenn es Zeit für Absprachen, Teamstunden, klare Aufgabenverteilung, gemeinsame Coachinggespräche und im besten Fall eine Begleitung der Teams durch Supervision gibt. Gleichzeitig sind genau das auch Spannungsfelder, wenn die genannten Punkte nicht vorhanden sind/nicht gelingen!

Dr. Martina von Gehlen / Mirjam Emmering

Hinweis: Leider sind die Ton- und Videoaufnahmen des Vortrages nicht verwerbar, bei Interesse an den Präsentationsfolien oder inhaltlichen Fragen können Sie gerne Kontakt mit Jun.-Prof. Dr. Andreas Köpfer aufnehmen.

Weitere Informationen

Alle Informationen, Berichte und Veranstaltungen der Ringvorlesung “Lehr- und Lernperspektiven – Impulse aus der Forschung für Schule und Unterricht” finden Sie auf der Webseite zur Ringvorlesung.