Verleihung des E-Learning-Förderpreises 2019 an Dr. Anne Liefländer

Die Universität Freiburg hat am 08. Februar 2019 den E-Learning-Förderpreis verliehen und damit erstmals zwei herausragende Vorhaben ausgezeichnet. Preisträger*innen sind Dr. Stefan Rother, Seminar für Wissenschaftliche Politik, sowie die FACE-Projektmitarbeiterin Dr. Anne Liefländer, Fakultät für Biologie. Beide erhalten jeweils 2.500 € für die Weiterentwicklung ihres im Rahmen des E-Learning-Qualifizierungsprogramms pilotierten Lehrprojektes.

Dr. Anne Liefländer am Schreibtisch

Dr. Anne Liefländer hatte mit ihrer professionsorientierten und innovativen Lehrveranstaltung „Biologie des Menschen“ bereits im Juni 2018 die Studierendenvertretung überzeugt und den Innovationspreis Lehre verliehen bekommen. Im Interview erklärte sie das Konzept:

Bei der neuen Veranstaltung handelt es sich um einen Flipped Classroom auf Basis von ILIAS, unserem Learning Management System. Flipped heißt umgekehrt. Normalerweise geht man in die Vorlesung und bereitet dann nach. Beim Flipped Classroom bereitet man Lernmaterial vor, also man lernt daheim oder wo auch immer man möchte. Auf ILIAS finden die Studierenden sämtliches Lernmaterial. Es gibt vertonte PowerPoint, interaktive Videos oder Lernmodule mit einer Kombination aus Text und Bild. Es ist sehr interaktiv. Wir stellen auch Selbsttests zur Verfügung, damit die Studierenden nachprüfen können, ob sie das Wichtigste verstanden haben.

Nach der Selbstlernphase kommen die Studierenden dann zu uns in eine sehr interaktive Präsenzphase. Dort beantworten die Lehrenden Verständnisfragen oder vertiefende Fragen, die die Studierenden beim Lernen auf ILIAS posten. In der Präsenzphase erhalten die Studierenden auch Aufgaben, um das Gelernte anzuwenden und zu vertiefen. Oft werden dabei Modelle oder andere anschauliche Methoden angewandt.

Die Prüfungsform, das E-Portfolio, ist auch sehr neu und interessant ausgestaltet. Ein E-Portfolio ist eine digitale Sammelmappe, in welche Produkte oder Prozessbeschreibungen, Reflexionen oder Aufgaben eingelegt werden können. Dabei könne neben Texten z.B. auch Audio- und Videoelemente oder Graphiken integriert werden. Unser Portfolio ist ein Produktportfolio, das auf Aufgaben basiert. Ein schönes Aufgabenbeispiel stammt beispielsweise aus der Einheit „Ernährung und Verdauung“: Die Studierenden sollen über drei Tage ihre eigene Ernährung protokollieren, analysieren und reflektieren, inwiefern ihre Ernährung einer „gesunden Ernährung“ entspricht.

Dr. Liefländer freut sich über die „Wertschätzung meiner Arbeit im Bereich der digitalen Lehre“ durch den E-Learning-Förderpreis und wird die finanziellen Mittel u.a. für weiteres Equipment für die Lehrvideoproduktion verwenden, welches auch motivierten Studierenden und Kolleg*innen zur Verfügung gestellt werden kann.

E-Learning in der Lehrer*innenbildung bereitet die Studierenden professionsorientiert auf ihre spätere Tätigkeit vor: Lehrkräfte an Schulen haben die Aufgabe ihre Schüler*innen darin zu unterstützen, digitale Kompetenz aufzubauen (vgl. Leitperspektive „Medienbildung“ in den Bildungsplänen in Baden-Württemberg). Vor diesem Hintergrund sieht Dr. Liefländer es als „Aufgabe der Universität […], den Lehramtsstudierenden zu ermöglichen, sich selbst digitale Kompetenz während des Studiums anzueignen. Daher greife ich in meiner Vorbildfunktion in fast allen Lehrveranstaltungen auf digitale Hilfsmittel zurück, sofern ihr Einsatz didaktisch sinnvoll ist. Ich erwarte von Studierenden, dass sie digitale Hilfsmittel verwenden und fördere deren Nutzung sowie die Produktion von Open Educational Ressources.

Beispiele für digitale Hilfsmittel sind neben den ILIAS-Kursen und den darin verwendeten Erklärvideos z.B. Kooperationstools, Pflanzenbestimmungs-Apps sowie die Produktion von Video- und Audiopodcasts zu wissenschaftlichen Themen. Die Produktion von Open Educational Ressources ermöglicht einen effizienten Austausch von Unterrichtsmaterial und dessen Optimierung.

Anderen Lehrenden, die gerne E-Learning-Elemente in der Lehre verwenden wollen, rät Dr. Liefländer insbesondere ein „gutes Support-Netzwerk“ aufzubauen: „Es ist es wichtig, dass man sich z.B. mit den E-Learning-Personal des Rechenzentrums vernetzt und Fortbildungen besucht, die dort angeboten werden. Dort lernt man andere Lehrpersonen kennen und kann Ideen austauschen oder bereits vorhandene Lehrszenarios für sein Fach adaptieren. Nur durch ein gutes Netzwerk kann man auch neue Entwicklungen im Blick behalten und bleibt am Ball.

Weiterhin empfiehlt sie die vom Hochschulnetzwerk Digitalisierung der Lehre Baden-Württemberg in Zusammenarbeit mit dem Rechenzentrum angebotenen einstündigen Online-Kurse zu unterschiedlichsten Themen, in denen man auch live Fragen stellen kann. Die Kurse werden aufgezeichnet und stehen auch im Anschluss online zur Verfügung.

Mehr Informationen über Dr. Anne Liefländer und ihre Arbeit im FACE

Ich habe an der Universität Bayreuth in der Biologiedidaktik promoviert und im Laufe meiner Promotion und des Postdoktorats bemerkt, dass mir die Lehre wichtig ist. Lehrkonzeption allgemein macht mir unglaublich Spaß. Daher habe ich von Anfang an auch hochschuldidaktische Fortbildungen besucht. Als ich die Ausschreibung für die Lehrentwicklung für den Master of Education Biologie gelesen habe, war mir klar, dass diese Aufgabe wie auf mich zugeschnitten ist. Das war das, was ich machen wollte und immer noch machen will. Es war also die richtige Entscheidung, die Lehre für das Lehramt zu unterstützen, der Lehre mehr Gewicht zu geben.

Ich finde es wichtig, dass man den Studierenden unterschiedliche Herangehensweisen ans Lernen ermöglicht. Außerdem ist mir persönlich wichtig, dass ich empirisch fundierte und nachgewiesen lernförderliche und motivierende Lehr-/Lernkonzepte einsetze. Ich möchte auch die Lust und die Freude am Lernen fördern. In der Lehrer*innenausbildung geht es ja nicht darum, dass wir gute Biolog*innen ausbilden, sondern gute Biologie-Lehrer*innen und die brauchen auch andere Kompetenzen als gute Biolog*innen. Eine wichtige Aufgabe sehe ich auch darin, dass wir Lehrenden an der Uni, eine Vorbildfunktion in Bezug auf das Lehren einnehmen, ganz besonders in den Lehramtsstudiengängen.