FACE it: Das Orientierungspraktikum – Eine Chance, die genutzt werden muss!

FACE it – Lehramtsstudierende bloggen über ihr Studium in Freiburg

Martin Weiss, Student im Polyvalenten Bachelorstudiengang (Universität), blickt auf sein Orientierungspraktikum zurück: Für ihn eine Chance, das gelernte, theoretische Wissen in die Praxis umzusetzen, sich in Gesprächen mit Lehrkräften über den Beruf auszutauschen und auf dieser Basis die eigene Berufsentscheidung zu reflektieren. Sein persönliches Fazit: „Das Unterrichten weckte in mir den Wunsch, mehr zu unterrichten.“

Ich lerne im Frontalunterricht, wie schlecht Frontalunterricht ist und muss dann auswendig lernen, wie schlecht auswendig lernen ist.“ Diesen Spruch hört man häufig, wenn Studierende über ihr Lehramtsstudium berichten. Im ersten Semester kann man jedoch durch das Orientierungspraktikum beweisen, ob man die Fehler, die man früher mancher Lehrerin oder manchem Lehrer angekreidet hat, selbst vermeiden kann… Zudem kann man das Gymnasium wahrscheinlich zum ersten Mal aus der „anderen“ Perspektive erleben. Man bekommt Zugang ins Lehrerzimmer, steht vor verschiedenen Klassen und kann oder muss sogar einzelne Schüler*innen zurechtweisen.

Gekoppelt ist das Orientierungspraktikum mit der Vorlesung “Einführung in die Bildungswissenschaften” von Prof. Dr. Matthias Nückles. Als Professor für Erziehungswissenschaften stellt er grundsätzliches Wissen bezüglich des Unterrichtens und des Lernens vor, räumt mit Vorurteilen auf und erklärt anhand von Beispielen, wie gelingender Unterricht funktionieren kann. Ich ging dabei öfter aus der Vorlesung mit Ideen heraus, wie ich später meinen eigenen Unterricht gestalten will und welche Methoden mir liegen könnten. Die Chance, das Gelernte anzuwenden, bietet dann das dreiwöchige Orientierungspraktikum, welches an einem Gymnasium in Baden-Württemberg stattfindet, das man sich selbst aussuchen kann.

Die Vorgaben, die im Rahmen des Praktikums zu erfüllen sind, erscheinen zunächst ziemlich anspruchsvoll. Sie eignen sich jedoch sehr gut zur Reflexion der eigenen Berufsentscheidung, Lehrerin oder Lehrer zu werden. Man muss verschiedene Aufgaben im OSP bearbeiten und diese schriftlich festhalten. Zentral dabei sind Aufgaben wie das Beobachten, Analysieren und Vergleichen von Unterrichtsstunden sowie die Reflexion von selbst gehaltenem Unterricht.

Ich habe durch das Orientierungspraktikum die Chance bekommen, häufig selbst vor der Klasse zu stehen. Nicht nur die Schülerinnen und Schüler, sondern auch Lehrerinnen und Lehrer sind erfreut, wenn junge Studierende versuchen, ihr Bestes beim Unterrichten zu geben. Vor ganz unterschiedlichen Klassen zu stehen und Wissen zu vermitteln, war mir eine sehr willkommene Herausforderung. Aufgefallen ist mir dabei auch, wie sehr mich selbst die Themen in meinen beiden Unterrichtsfächern interessieren. Diese Begeisterung spüren die Schülerinnen und Schüler! Das Unterrichten weckte in mir den Wunsch, mehr zu unterrichten.

Wichtig ist auch, ganz offen und ehrlich Fragen an die Lehrerinnen und Lehrer zu stellen. In vielen Gesprächen konnte ich mit den Lehrkräften über Probleme und Schwierigkeiten des Berufs sprechen und natürlich auch erörtern, weshalb das Unterrichten am Gymnasium ein ansprechender, interessanter sowie abwechslungsreicher Beruf ist.

Vor und nach dem Orientierungspraktikum finden jeweils eintägige Workshops statt, bei denen man die Möglichkeit hat, sich mit anderen Studierenden über deren Erfahrungen aus dem Orientierungspraktikum auszutauschen. Ich persönlich konnte vor allem den Nachbereitungsworkshop gut zur Selbstreflexion nutzten. Ganz zentral im Fokus steht bei dieser Reflexion das eigene Gefühl, wie ich mich beim Unterrichten vor den Schülerinnen und Schülern gefühlt habe, und ob ich mich im Umfeld „Schule“ wohlgefühlt habe.

Die Möglichkeit, in einer Klasse zu unterrichten, sollte man gut nutzen, denn bis zum Praxissemester wird man diese Möglichkeit lange nicht mehr bekommen. Das Praxissemester ist nämlich erst im Master of Education vorgesehen – im dritten Semester bei Studienbeginn im Wintersemester; im 2. Semester, wenn man den M.Ed. im Sommersemester begonnen hat.

Mein abschließender Tipp deswegen: Unbedingt Gelegenheiten außerhalb der Universität nutzen, die den Umgang mit Schülerinnen und Schülern ermöglichen. Trainertätigkeiten oder das Geben von Nachhilfe sind prima, um die eigene pädagogische Kompetenz zu verbessern und sich nebenher noch den einen oder anderen Luxus im Studium leisten zu können.

Martin Weiss
2. Fachsemester, Polyvalenter Zwei-Hauptfächer-Bachelorstudiengang mit Lehramtsoption (Universität)

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