Interdisziplinäres Kooperationstreffen „Inklusion und DaZ – Querschnittsaufgaben in der Lehrer*innenbildung“

Am 24. Juli 2019 fand ein interdisziplinäres Kooperationstreffen der Pädagogischen Hochschule Freiburg und der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg zum Thema „Inklusion und DaZ – Querschnittsaufgaben in der Lehrer*innenbildung“ statt. Inspiriert von zwei Kurzimpulsen zu Kasuistik und zum SIOP-Modell tauschten sich die Teilnehmenden über fachbezogene und fachübergreifende Fragestellungen bezogen auf Inklusion und DaZ auf hochschuldidaktischer Ebene aus und vernetzten sich zur weiteren Zusammenarbeit.

Das Kooperationstreffen wurde organisiert durch das Teilprojekt L4 „Inklusion und Umgang mit Heterogenität in den Fächern“, welches im Rahmen des Freiburger Verbundvorhabens in der zweiten Förderphase der „Qualitätsoffensive Lehrerbildung“ unterstützt wird. Der Einladung an die Pädagogische Hochschule folgten Vertreter*innen der Fachdidaktiken Sport und Musik sowie des Faches Deutsch als Zweitsprache/Deutsch als Fremdsprache (DaZ/DaF) und der Erziehungswissenschaft.

Zunächst wurden zwei Kurzimpulse der beiden Projektmitarbeiterinnen Anna Großhauser und Hanna Siegismund vorgestellt und diskutiert.

Anna Großhauser stellte Kasuistik, verstanden als die Arbeit an und mit Fallbeispielen, als eine Form Forschenden Lernens vor und hob mögliche Chancen für eine inklusionsorientierte Lehrer*innenbildung hervor. Durch kasuistisches Arbeiten in der Lehrer*innenbildung, etwa mithilfe von Videoausschnitten oder Audioaufnahmen aus Schule und Unterricht, wird auf die Anbahnung eines forschend-reflexiven Habitus abgezielt. Der Aufbau einer solchen Grundhaltung kann einen zentralen Aspekt der Professionalisierung von Lehrpersonen darstellen – insbesondere im Kontext des normativen Anspruchs, Inklusion auf allen Ebenen des Bildungssystems umzusetzen. Während Lehrende in der Unterrichtssituation unter Zeit- und Handlungsdruck stehen, können sich die Studierenden mithilfe der Fallarbeit zeit- und handlungsentlastet Widersprüche und Spannungsfelder innerhalb des pädagogischen Handelns bewusst machen und reflektieren lernen.

Hanna Siegismund stellte heraus, dass die heterogenitäts- und sprachsensible Gestaltung von Unterricht Auftrag aller Fächer und Schulformen ist. Als mögliche Unterstützung für die Planung, Durchführung und Beobachtung von sprachsensiblem (Fach-)Unterricht stellte sie das SIOP-Modell (Sheltered Instruction Observation Protocol[1]) vor. Das Modell besteht aus einem umfangreichen Kriterienkatalog, der allgemein genug ist, um auf alle Fächer angewandt werden zu können, aber auch spezifisch genug, um den Lehrkräften eine systematische Planung und Durchführung von sprachsensiblem Fachunterricht zu ermöglichen. Vor dem Hintergrund der Verzahnung von Schulerfolg, Sprachkompetenzen und sozio-ökonomischen Lebensumständen von Kindern und Jugendlichen in Deutschland stellt die Adaption und Integration des SIOP-Modells in die Lehrer*innenbildung einen Erfolg versprechenden Weg zu mehr Bildungsgerechtigkeit dar.

Ausgehend von den Impulsen berichteten die Teilnehmenden von ihren Erfahrungen sowohl mit kasuistischen Ansätzen in der Hochschullehre als auch weiteren Modellen der sprachsensiblen Unterrichtsgestaltung. Die Teilnehmenden zeigten Interesse daran, in einer festen, um einzelne Fächer erweiterten Gruppe regelmäßig weiterzuarbeiten. Aus aktuellen Anlässen ergaben sich bereits erste Gespräche über mögliche Kooperationen in der Lehre, um die Themen Inklusion und Sprachsensibilität in den Fächern stärker einzubinden.

Ansprechpartner*innen

Anna Großhauser (anna.grosshauser@ph-freiburg.de)

Hanna Siegismund (hanna.siegismund@ph-freiburg.de)

Jun.-Prof. Dr. Andreas Köpfer (andreas.koepfer@ph-freiburg.de)

Teilprojekt L4 „Inklusion und Umgang mit Heterogenität in den Fächern“

 

[1] Echaverría, Jana/ Vogt, MaryEllen/ Short, Deborah J. (52017): Making content comprehensible for English learners. The SIOP Model, Boston u.a.: Pearson.