Uni-Seminare, Schulunterricht und Apps: BNE in der Lehrkräfte-Bildung

Bildung für Nachhaltige Entwicklung ist nicht nur ein internationales Programm der UNESCO, sondern auch eine der Leitperspektiven im Bildungsplan des Landes Baden-Württemberg. Als solche soll sie fächerübergreifend im Unterricht thematisiert werden. Am 30. Juni 2023 trafen sich zwanzig Lehrkräfte und Hochschuldozentinnen der Universität und der Pädagogischen Hochschule Freiburg zum Informations- und Vernetzungstreffen BNE, veranstaltet unter dem Dach der School of Education FACE.

Begrüßung durch Dr. Elisabeth Wegner

BNE im Bildungsplan des Landes Baden-Württemberg

Ziel der „Bildung für Nachhaltige Entwicklung“ (BNE) ist es, Schülerinnen und Schüler zu befähigen, als Konsument*innen, im Beruf, durch zivilgesellschaftliches Engagement und politisches Handeln einen Beitrag zur nachhaltigen Entwicklung zu leisten. Sie sollen die Bedeutung und Gefährdungen einer nachhaltigen Entwicklung kennen und Komplexität und Dynamik nachhaltiger Entwicklung verstehen. Weiterhin sollen Werte und Normen für Entscheidungssituationen vermittelt werden und Kriterien für nachhaltigkeitsfördernde und -hemmende Handlungen. Dies ist nicht möglich ohne ein Verständnis von Teilhabe, Mitwirkung, Mitbestimmung und Demokratiefähigkeit.

Die Referentinnen stellten den Nachmittag unter das Thema: „Wie kann BNE umgesetzt werden? –Praxisorientierte Ansätze aus der Lehrkräftebildung“

BNE an der Universität – Kooperation verschiedener Studiengänge, Vorteile für Lehrkräfte

Dr. Barbara Skorupinski stellte die Kooperation zwischen dem „Service Learning“ (Studierende aus verschiedenen Studienrichtungen) und den Teilnehmer*innen des Seminars „Verantwortung in der Zivilgesellschaft“ (Studierende im Master of Education) vor. Während sich die Studierenden im Service Learning ehrenamtlich bei Kooperationspartnern (nicht nur) im Bereich Umwelt und Nachhaltigkeit engagieren, erarbeiten sich die Studierenden des M. Ed. den theoretischen Hintergrund zu den in Frage stehenden Normen und Werten, um anschließend mit den SL-Studierenden in eine Diskussion über Verantwortungsfragen ihrer Tätigkeiten zu treten. Der Theorie-Praxis-Vermittlung dient eine gemeinsame Abschlusskonferenz. Für Lehrkräfte besteht hier die Möglichkeit, an Vorträgen zu aktuellen Themen im Kontext Umweltethik und Nachhaltigkeit teilzunehmen, mit Schulklassen Projekte bei den Kooperationspartnern durchzuführen oder Studierende mit Expertenwissen zu BNE-relevanten Fragen in ihren Unterricht einzuladen.

BNE an der Pädagogischen Hochschule – Theorie-Praxis-Bezüge, Unterstützung von Schulen

Prof. Dr. Astrid Carrapatoso berichtete von den SDG (Sustainable Development Goals) -Seminaren mit Begleitforschung, die an der pädagogischen Hochschule angeboten werden. Drei Seminare haben sich zusammengeschlossen, um Freiräume zu schaffen, eigenes Wissen und Kreativität an Schulen in BNE-Angebote für Schüler*innen zu übersetzen. Studierende können so Theorie-Praxis-Bezüge herzustellen, Schulen werden in ihren Bestrebungen BNE umzusetzen, unterstützt. Das Ziel ist, BNE-bezogenes Professionswissen von angehenden Lehrkräften zu steigern sowie die intrinsische Motivation und Selbstwirksamkeit in diesem Bereich zu stärken. Umgesetzt wurde das SDG-Seminar im Sommersemester 2023 an den Grundschulen Merdingen und Kollmarsreute sowie am Gymnasium St. Ursula und am Deutsch-Französischen Gymnasium (jeweils Sekundarstufe 1) in Freiburg. In der Begleitforschung durch Universität und PH wird die Wirkung des Seminars auf angehende Lehrkräfte – beginnend im Sommersemester 2022 – untersucht: auf das BNE-bezogene Wissen, Einstellungen, Motivation und Selbstwirksamkeit.

Teilnehmerinnen im Gespräch

BNE mit Weitblick für iOS und Android – App-Baukasten für Lehrende und Lernende

Dr. Anna Chatel führte in die BNE-App „Weitblick Touren“ ein, die digital geführte Touren in der realen Welt ermöglicht. So werden mobiles, elektronisches und ortbezogenes Lernen gefördert. Zum einen können Studierende und Lehrkräfte App-Touren für Schüler*innen entwickeln, zum anderen können aber auch Schüler*innen im Unterricht selbst Touren entwickeln und diese veröffentlichen. Statt Apps nur als User zu nutzen, entwickeln sie so selber Anwendungen, erarbeiten dabei fachwissenschaftliche Inhalte und bereiten diese für eine Zielgruppe didaktisch auf. Die Apps werden in die App-Stores hochgeladen und stehen dann der Öffentlichkeit zur Verfügung. Das App-Baukastensystem Weitblick ist auf der Homepage der PH Freiburg zugänglich. Beispiele für bereits generierte Touren sind: (Un-)Sichtbare Proteste in Freiburg, Kritische/r KonsumENTEN, Green City Freiburg, Klimawandel und Artenverschiebung und Alltag denken, nachhaltiger leben.

Forschung zu Klimabildung und BNE – das ReCCE an der Pädagogischen Hochschule Freiburg

Schließlich machte Astrid Carrapatoso auf das am 1. Juli 2022 gegründete Research Center for Climate Change Education and Education for Sustainable Development (ReCCE) aufmerksam. Das ReCCE steht für empirische und interdisziplinäre Forschung zur Bildung für Nachhaltige Entwicklung und Klimabildung und verbindet diese mit der Kommunikation und Anwendung der Erkenntnisse in allen Bildungsbereichen. Dem ReCCE zur Seite gestellt ist ein interdisziplinäres Team mit Wissenschaftler*innen aus allen Fakultäten der Pädagogischen Hochschule Freiburg. Am Tag der feierlichen Eröffnung wurde auch das International Consortium for Climate Change Education and Education for Sustainable Development gegründet.

Und jetzt? Diskussion aller Teilnehmenden

Die sich anschließende lebendige Diskussion kreiste um die Fragen:

  • Welche Befunde aus der Forschung sind von besonderem Interesse für die Lehrkräfte/im Praxisalltag?
  • Worin liegen speziell die Interessen der Anwesenden in Bezug auf BNE und Klimabildung?
  • Wie müssen Forschungsergebnisse aufbereitet werden, damit sie in der Praxis wahrgenommen und umgesetzt werden?
  • Was wünschen oder erhoffen sich die Schulen von einer Kooperation mit den Hochschulen in Bezug auf BNE?
  • Welche Interessen und Bedarfe gibt es – auf beiden Seiten?

Fazit: Mehr Zusammenarbeit!

Insgesamt war das Feedback sehr positiv. Ein zentraler Punkt war der Wunsch nach Bündelung der (Vernetzungs-)Aktivitäten in der BNE und die Vermeidung von Parallelstrukturen sowie nach besserem Informationsfluss zurück an die Schulen, wenn dort Forschungsprojekte stattgefunden haben.

Drei Linien in die Zukunft konnten gezogen werden:

  1. Formate wie „Frei Day“ können mit kooperierenden Schulen weiterentwickelt werden.
  2. Das BNE-Netzwerk soll weiter gepflegt werden: Angebote von In-House Weiterbildungen, mit dem Blick auf Schulentwicklung, stärkere Verankerung und Verstetigung der BNE im Schulleben.
  3. Mit Bezug auf Forschung wird eine enge Kooperation mit kooperierenden Schulen angestrebt.

Als wichtiges Hindernis wird das Auseinanderklaffen der zeitlichen Strukturen gesehen. Zeitfenster für Kooperation an Schulen fallen in aller Regel nicht mit den Semesteraktivitäten der Studierenden zusammen. Dem gilt es, nachzugehen. Ziel sollte es sein, auf eine Entlastung der Lehrkräfte hinzuwirken und das Engagement für BNE bestmöglich zu unterstützen.