FACE it: Filmteam in der Wohnung. Freiburger PH-Studentin berichtet über Dreharbeiten

Im Seminar und am eigenen Schreibtisch gefilmt werden und die Aufnahmen anschließend im Internet finden? Was für die meisten eher erschreckend klingen dürfte, war für Ann-Christin Hermann eine bereichernde Erfahrung. Ein Filmteam des Bayerischen Rundfunks begleitete sie für einen Fernsehbeitrag im Uni-Alltag. Wie es dazu kam und wie sie den Dreh erlebte, hat sie für unsere Rubrik „FACE-it – Studierende bloggen über ihr Lehramtsstudium“ aufgeschrieben.

Ann-Christin Hermann (Foto: privat)

Lehrer*innen werden dringend gesucht. Wer sich heute für ein Lehramtsstudium entscheidet hat also eine Garantie auf einen Job!?

Ich bin Ann-Christin und studiere an der Pädagogischen Hochschule hier in Freiburg Lehramt Sekundarstufe 1. Für mich ist der Lehrer*innenberuf nicht nur ein Job, sondern eine Berufung! Auf Nachfrage des Bayrischen Rundfunks wurde ich für zwei Tage von einem Kamerateam begleitet. Zweck der Aufnahmen war es, die Ausbildung zum Lehramt Sekundarstufe 1 in Bezug auf das Studium darzustellen und interessierten Zuschauer*innen tiefere Einblicke in die Hintergründe zu gewähren. Konkret wurde ich bei der Konzeption und der Umsetzung einer Unterrichtsstunde begleitet, die ich im Rahmen meiner Masterarbeit hielt.

Wie alles begann…

Am 31. Januar dieses Jahres erreichte mich eine Mail von Prof. Dr. Lars Holzäpfel, Betreff: Erreichbar? „[…] Es gibt eine Anfrage vom BR, der einen Bericht über das Lehramtsstudium plant … und da dachte ich an Sie. […]“

Ich überlegte nicht lange, klar war ich dabei! Bereits am nächsten Tag meldete sich die zuständige Autorin des Bayerischen Rundfunks bei mir und wir stiegen in die Planung ein. Nicht nur die Terminierung und Gestaltung der Drehtage stand in den kommenden beiden Monaten auf dem Programm, auch das Thema meiner Masterarbeit bedurfte noch einer Konkretisierung.

Die Quadratur des Kreises – mathematische Probleme im Unterricht

Bereits in meiner Bachelorarbeit bin ich auf mathematische Probleme („Die Quadratur des Kreises – ein unlösbares Problem in der Mathematik“) eingegeben. Hierbei stellte ich mir die Frage, wie ich ein solches Problem sinnvoll im Unterricht umsetzen könnte.

Im Rahmen der Masterarbeit habe ich nun die Möglichkeit, Mathematikunterricht empirisch zu untersuchen . Unter Problemlösen versteht man das Analysieren und Bearbeiten von mathematischen Problemen. Dabei arbeiten die Schüler*innen weitgehend selbstständig. Sie planen und systematisieren unter kurzer Anleitung der Lehrkraft. Die Schüler*innen entwickeln und wählen Problemlösestrategien aus und wende diese an. Sie überprüfen und reflektieren Lösungsideen und arbeiten mit vielfältigen Lösungswegen.

Im Laufe der Planung und Gestaltung der Drehtage für den BR wurde mir klar: Ich möchte mich in meiner Masterarbeit mit der prozessbezogenen Kompetenz Argumentieren und Beweisen im Mathematikunterricht auseinandersetzen und im Speziellen die Ebene der Lehrperson betrachten. Eine Annäherung zur möglichen Forschungsfrage kristallisierte sich so langsam heraus: Wie lernen Lehrkräfte, Beweisen und Argumentieren im Mathematikunterricht sinnvoll, effektiv und nachhaltig umzusetzen?

Und auch auf Ebene der Drehplanung gab es Fortschritte: In einem Masterseminar bei Professor Holzäpfel würde ich mein Vorhaben vorstellen und mit den Kommiliton*innen diskutieren. Am Folgetag stünde dann der Praxistest an: In einer 10. Klasse würde ich meinen geplanten Unterricht zum Thema Parabeln analysieren umsetzen und diesen dabei auch selbst mit der Kamera dokumentieren.

Argumentieren im Mathematikunterricht anhand einer ausgewählten Aufgabe – Lehrer*innenperspektive

Ziel des Vorhabens ist es, verschiedene Unterrichtssequenzen auszuwählen und anschließend zu analysieren. Die Unterrichtsstunde wird mit Hintergrundwissen geplant und im Seminar erprobt. Dabei werden typische Herausforderungen für Lehrkräfte thematisiert. In Bezug auf die Lehrer*innenperspektive soll ein

An dieser Stelle kommt erneut QuaMath, das Forschungsprojekt für besseren Mathematikunterricht, ins Spiel. Erkenntnisse aus meiner Masterarbeit könnten dort weiterverwendet werden, um eine entsprechende Lehrerfortbildung zu kreieren. In dieser sollen Lehrer*innen lernen, wie Argumentieren und Beweisen im Mathematikunterricht der Sekundarstufe umgesetzt werden kann. Beispielhaft werden Möglichkeiten in Bezug auf konkrete Aufgaben herangezogen.

Genaueres steht meines Wissens noch nicht ganz fest, bzw. Es ist auch noch nicht sicher, in wie weit meine Masterarbeit wirklich Platz in der Lehrerfortbilng findet. Dies wurde zwar als Ziel formuliert, es steht jedoch nicht genau fest in welchem Maß. Die Masterarbeit ist lediglich in das QuaMath-Projekt eingebettet.

Der Beitrag: Lehramt studieren. Funktioniert mein Unterricht?

Die 10-Minuten-Herausforderung

All diese Planungen, Konkretisierungen und Prozesse nahmen sehr viel Zeit in Anspruch und Professor Holzäpfel, die BR-Autorin und ich stellten uns immer wieder die Frage, wie wir diese Prozesse in einem kurzen 10-minütigen Video zum Thema Lehramtsstudium für den BR angemessen darstellen können.

Vor allem beim wissenschaftlichen Fokus wollten wir keine Abstriche machen. Schließlich besteht die erste Phase der Ausbildung zur Lehrer*in aus einem fünf Jahre dauernden Studium, in dem neben Fachwissenschaften auch Fachdidaktik und Bildungswissenschaft auf dem Stundenplan stehen.

Die Wissenschaftsorientierung am Standort Freiburg zeigt sich zum einen in der bildungswissenschaftlich und fachdidaktisch fundierten Entwicklung und Durchführung von Unterricht. Aber auch die Mathematik als Fachwissenschaft, genauer gesagt als beweisende Disziplin, hat den Anspruch, als solche gelehrt und gelernt zu werden. Wissenschaftsorientierung zieht sich also nicht nur durch das Studium, sondern später auch durch den Unterricht.

Und dann war es soweit – die Drehtage stehen an

Am 25. April war es dann soweit und das Kamerateam des BR begleitete mich an der PH. Da dies meine erste Begegnung mit dem Blick hinter die Kulissen des Fernsehens waren, war ich entsprechend aufgeregt. Gleichzeitig war ich aber auch neugierig, in welche Richtung sich meine geplante Unterrichtsstunde in der konkreten Umsetzung dann entwickeln würde.

Ich wurde an diesem Tag hauptsächlich im Masterseminar begleitet, in dem ich mein Vorhaben in Bezug auf die Masterarbeit vor meinen Kommiliton*innen vorstellte. Im Seminar und auch im Anschluss daran fanden reflektierende Gespräche statt und ich konnte meine für den darauffolgenden Tag geplante Unterrichtsstunde noch weiter konkretisieren.

Am 26. April fanden wir (das Kamerateam, Professor Holzäpfel und ich) uns um 7:15 Uhr vor der Schule ein, in der dann ab 8:00 Uhr die Schüler*innen eintrafen und gespannt waren, was sie nun erwarten würde. Für alle Beteiligten war die Situation, von einem Kamerateam im Unterricht begleitet zu werden, doch recht ungewohnt und so waren auch die Schüler*innen ganz schön aufgeregt.

Nach zwei sehr erfolgreichen Vormittagen sowohl an der PH als auch in der Schule fanden an beiden Tagen jeweils nachmittags noch Interviews statt. Ein etwas längeres an der PH und ein etwas kürzeres direkt bei mir zu Hause. Nichts gescriptet, nichts großartig vorbereitet, damit es so authentisch wie möglich wirkt.

Nach zwei Tagen Dreharbeiten waren die Szenen im Kasten (Symbolbild)

Kurz vor der Veröffentlichung des Videos…

Inhaltlich konnte ich aus diesen zwei Tagen sehr viel für meine Masterarbeit mitnehmen und tauchte nun in die tiefergehende Auseinandersetzung mit dem Thema ein: Literaturrecherche, theoretische Ausarbeitung, konkrete Planung zur Umsetzung der empirischen Forschung, …

Nach zwei doch wirklich anstrengenden Drehtagen war ich nun sehr darauf gespannt, das Endprodukt in Form des Fernsehbeitrags zu sehen. Wie würde das Video wohl ankommen? Wie werde ich dargestellt? Liegt der Fokus dort, wo ihn Professor  Holzäpfel und ich haben wollten? All diese Fragen schwirrten mir durch den Kopf.

Das Video ist online!

Wenige Minuten nach Erscheinen des Videos am 17. Mai kamen die ersten positiven Resonanzen bei mir an: „Respekt, dass du dich das getraut hast!“; „Klasse, wie authentisch du im Video wirkst!“; „WOW, toll, habe jede Sekunde des Beitrags genossen!“; „Finde das Video total interessant, weil es so viele verschiedene Bereiche abgedeckt hat!“; „Vor allem warst du sehr reflektierend!“; „Du kannst echt stolz auf dich sein!“…

Und auch wenn es anfänglich für mich wirklich total komisch war, mich selbst in solch einem Video zu sehen und sprechen zu hören, bin ich genau das: Wirklich stolz darauf, dass ich mich das getraut habe und ein solches Video daraus entstanden ist. Gleichzeitig bin ich dankbar für das in mich gesetzte Vertrauen und die Chance, die sich mir für die Umsetzung meines Master-Vorhabens dadurch ergeben hat!

FACE it – Lehramtsstudierende bloggen über ihr Studium in Freiburg

Studentische Blogger*innen teilen ihre Meinung zum Lehramtsstudium an den Freiburger Hochschulen.

Die Blogger*innen verfassen Texte über ihre Eindrücke und Erfahrungen im Lehramtsstudium in Freiburg, die auf der Webseite der School of Education FACE veröffentlicht und über den vierteljährlich erscheinenden Newsletter beworben werden.

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