FACE it: Perspektivenwechsel.

FACE it – Lehramtsstudierende bloggen über ihr Studium in Freiburg

Für Sabine Teuber, Studentin im Polyvalenten Bachelorstudiengang (Universität), war der Perspektivenwechsel „ein elementarer Bestandteil des Orientierungspraktikums“: „die Schule, mit allem was dazu gehört, aus einem anderen Blickwinkel als bisher zu betrachten“ und sich dabei ein eigenes Bild vom Lehrerberuf zu machen. Mit diesem Ziel vor Augen lassen sich dann auch die „Durststrecken der Prüfungsphasen“ in den nächsten Semestern leichter überstehen.

Der Wecker klingelt morgens um halb sieben – wie damals zur Schulzeit. Doch etwas ist anders. Zwar machst du dich auch auf den Weg zur Schule, bloß hoffst du dieses Mal nicht, dass der Schulbus in ein Verkehrschaos gerät, damit du ordentlich verspätet und mit einer guten Ausrede für die Lehrerin oder den Lehrer im Gepäck ins Klassenzimmer getrottet kommen kannst. Diesmal hoffst du, gut durch den Berufsverkehr zu kommen, damit du möglichst viel Zeit im Lehrerzimmer hast, um deinen Unterrichtsentwurf noch einmal durchzugehen. Denn heute wirst du in einer anderen Position das Klassenzimmer betreten. Dieses Mal werden 26 Augen neugierig auf dich gerichtet sein, während du dich in einer von deinen zwei Unterrichtsteilstunden als Lehrer*in versuchen wirst. Ein aufregender Moment: Nach dem ersten Semester an der Uni heißt es jetzt in die Praxis deines zukünftigen Berufs hineinzuschnuppern.

Das Orientierungspraktikum bietet dir eine gute Chance, herauszufinden, wie du dich fühlst, wenn du nicht mehr die Schulbank drückst, sondern vor einer Klasse stehst. Dass bei der ersten Unterrichtsstunde nicht alles perfekt laufen kann, ist ganz klar. Keine Lehrkraft ist perfekt vom Himmel gefallen … Meiner Meinung nach geht es erst einmal darum, herauszufinden, ob der Beruf dir im Allgemeinen liegen könnte, ob du dich wohl vor einer Klasse fühlst und ob es dir Freude bereitet, deine beiden Fächer einer Schulklasse zu vermitteln.

Falls du dir mit deiner Fächerwahl noch nicht ganz sicher bist, oder du darüber nachdenkst ein Drittfach zu wählen, bietet dir das Orientierungspraktikum auch eine gute Gelegenheit, Klarheit zu bekommen. Ich kann dich nur ermutigen, diese Gelegenheit beim Schopf bzw. die Fachlehrer*innen lieber am Ärmel zu packen, um mit ihnen ins Gespräch und vielleicht auch in ihren Unterricht zu kommen.

Den Großteil deines Orientierungspraktikums wirst du allerdings dann doch wieder auf der Schulbank verbringen, nämlich beim Beobachten des Unterrichts.
Nachdem du ein Semester studiert hast und dir in der Theorie die Bildungswissenschaften angehört hast, ist es spannend, den trockenen Vorlesungsstoff einmal im Real Life zu erleben, wie zum Beispiel die unterschiedlichen Phänomene bei einer Gruppenarbeit: Den Hans, der es doch dann eh macht, während die anderen Gruppenmitglieder sich einen faulen Lenz machen, wodurch Hans wiederum in Zukunft das Ja-bin-ich-denn-der-Depp-Phänomen an den Tag legen wird, was alles in allem dann in dem Gruppenarbeit-nein-danke-Phänomen enden kann. Oder aber du machst ganz tolle Erfahrungen mit Gruppenarbeit, sodass es am Ende „Gruppenarbeit, ja bitte!“ heißt.

Das Unterrichtbeobachten kann spannend bleiben, wenn du dir für jede Unterrichtsstunde eine bestimmte Lehrertätigkeit heraussuchst, auf die du dich dann besonders konzentrierst. Dabei wird einem bewusst, auf wie viel man als Lehrer*in gleichzeitig achten muss. Auch aus Unterrichtsstunden, die nicht perfekt laufen, kann man etwas mitnehmen, indem man darüber reflektiert, was an der Unterrichtsstunde oder am Lehrerverhalten für die Zukunft verbessert werden könnte.

Ich persönlich habe mich beim Beobachten des Unterrichts als noch nicht vollwertige Lehrerin in einer komischen Zwischenposition wiedergefunden, da die eigene Schulzeit noch nicht allzu lange zurückliegt und man den eigenen Drang von damals noch allzu gut kennt – heimlich den Taschenrechner beim Kopfrechnen zu Rate zu ziehen, kreativer beim Erfinden der Ausrede für das Fehlen der Hausaufgaben zu sein als bei der Aufgabe selbst oder sich Zettelchen durch die Bank zu reichen. Nun gewinnt man aber aus seiner neuen Position der Lehrer*in heraus einen anderen Blick für die Dinge. Plötzlich erkennt man beispielsweise durchaus einen anderen Sinn hinter den Hausaufgaben, als nur den der bloßen Freizeitberaubung.

Dieser Perspektivenwechsel ist ein elementarer Bestandteil des Orientierungspraktikums:
Die Schule, mit allem was dazu gehört, aus einem anderen Blickwinkel als bisher zu betrachten. In den Gesprächen mit den verschiedenen Lehrerinnen und Lehrern bekommst du auch einen realistischeren Blick auf den Lehrerberuf: Denn das Lehrerdasein bedeutet nicht nur Sommer, Sonne, Urlaubszeit. Stattdessen wird sich der Turm aus Klassenarbeiten auf deinem Schreibtisch relativ unbeeindruckt von dem Wörtchen Ferien zeigen und guter Unterricht sich auch nicht von alleine vorbereiten. Aber neben den Gesprächen ist es noch viel wichtiger, dass du einfach deine eigenen Erfahrungen vor der Klasse sammelst und dir selbst ein Bild vom Lehrerberuf machst. Dieser Vorgeschmack kann dich durch die immer wiederkehrenden Durststrecken der Prüfungsphasen in den Fachwissenschaften retten und helfen, das Ziel nicht aus den Augen zu verlieren: Irgendwann einmal selbst als vollwertige Lehrerin bzw. als vollwertiger Lehrer vor einer Klasse stehen.

Wenn also der Wecker morgens um halb sieben vor deiner ersten Unterrichtsstunde klingelt, hoffe ich, dass du mit gespannter Erwartung aufstehst, den Stau im Berufsverkehr spielend hinter dir lässt und einfach Freude in deiner Rolle als angehende Lehrerin bzw. angehender Lehrer haben wirst. Viel Spaß dabei!

Sabine Teuber
8. Fachsemester, Polyvalenter Zwei-Hauptfächer-Bachelorstudiengang mit Lehramtsoption (Universität)

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