Gelungene Herbsttagung „Mathe für alle“ 2019

„Sehr interessante Lernanstöße!“

„Sehr gut gemachter Workshop zum Mitmachen,
Reflektieren, selbst mit der Materie in Kontakt kommen.“

„Gute Durchmischung der Teilnehmer.“

 „Ich mag es als Zuhörerin, wenn die Redner*innen „Feuer gefangen“ haben.“

Am 01.10.2019 fanden sich rund 100 Mathematik-Lehrkräfte und Dozierende der Mathematik zur traditionellen Herbsttagung „Mathe für alle“ des Instituts für Mathematische Bildung der Pädagogischen Hochschule Freiburg im Rahmen der School of Education FACE ein. Mathematiklehrkräfte aller Schularten konnten im Hauptvortrag und in zwei Workshop-Schienen neue Impulse für ihre Unterrichtspraxis mitnehmen und mit Kolleg*innen in Austausch treten.

Prof. Dr. Sebastian Wartha von der Pädagogischen Hochschule Karlsruhe ging in seinem Vortrag zum Auftakt des Tages dem Thema „Zahl- und Operationsvorstellungen am Übergang diagnostizieren und aufbauen“ nach. Als Leiter der Beratungsstelle Rechenstörungen konnte Prof. Wartha anschaulich aufzeigen, wie etliche Kinder die Algorithmen der schriftlichen Rechenverfahren zu den vier Grundoperationen ohne Verständnis „wie ein Rezept“ durchführen, und dabei keine Zahl- und Operationsvorstellungen nutzen. Unter anderem stellte er Ideen vor, wie auch im Zahlenraum über 100 bzw. bei Dezimalbrüchen nicht „mit Ziffern jongliert“, sondern wie Zahlbeziehungen genutzt und ein vertieftes Verständnis erreicht werden kann.

An den Hauptvortrag schlossen sich zwei eineinhalbstündige Workshopschienen an, bei welchen die Teilnehmenden jeweils zwischen 4 bis 5 Angeboten wählen konnten, um verschiedene mathematikdidaktische Themen zu vertiefen. Geleitet wurden die Workshops sowohl von den Institutsmitgliedern der Pädagogischen Hochschule Freiburg als auch von Vertreter*innen der Seminare für Ausbildung und Fortbildung der Lehrkräfte Freiburg, Offenburg und Lörrach. Neben dem Aufzeigen aktueller Ergebnisse der fachdidaktischen Forschung war dabei stets auch das Ziel, die Inputphasen mit Beispielen aus der Praxis zu kombinieren, sodass die eigene unterrichtliche Praxis reflektiert und der Transfer in die Schule stattfinden kann.

Prof. Dr. Sebastian Wartha stellte aufbauend auf seinen Vortrag Lernumgebungen für die Förderung bzw. den Regelunterricht vor, die auf den Aufbau bzw. die Aktivierung von Grundvorstellungen abzielen. Prof. Dr. Lars Holzäpfel, Prof. Dr. Timo Leuders und Jun.-Prof. Dr. Katharina Loibl widmeten sich der Frage, wie Lernende an die Hand genommen werden können, wenn es darum geht, zwischen Text, Rechnung und Visualisierung zu übersetzen. Es wurden Strategien vorgestellt, ausprobiert und diskutiert, die eine im regulären Unterricht umsetzbare Differenzierung ermöglichen.

Fachleiter und Lehrer Thomas Ahrens vermittelte als Fachmann für sprachsensiblen Mathematikunterricht Modelle und Strategien für kognitiv anregende und gleichzeitig sprachintensive und sprachförderliche Lernsettings. Fachleiterin und Lehrerin Eva Hofmann und Dozent und Lehrer Markus Ehret thematisierten Kopfrechnen und Geometrie in der Sek I. Dabei entwickelten die Teilnehmenden ausgehend von den Leitideen des Bildungsplans Kopfübungen für den eigenen Unterricht. Außerdem wurde die „Kopfgeometrie“ –die Fähigkeit, räumliche Zusammenhänge visuell zu erfassen und mit ihnen mental operieren zu können – an praktischen Aufgabenbeispielen verdeutlicht.

Prof. Dr. Katja Maaß, Dr. Oliver Straser & Katharina Flößer boten mit „Can you escape maths? – Escape Rooms im Mathematikunterricht“ ein spannendes Thema, das viele Interessierte anzog. Noch gibt es zu dieser neuen Idee kein Material und erst wenig Erfahrung, aber als Konzept, das neben der Motivation auch die Teamfähigkeit fördert, bietet es sich zur weiteren fachdidaktischen Forschung an.

Am Nachmittag stellte Dr. Julian Leuders, Pädagogische Hochschule Freiburg, didaktische Modelle und Materialien vor, die die Planung von inklusivem Unterricht unterstützen. Dabei wurde der Begriff „Inklusion“ breit verstanden, bezog also neben Behinderungen auch weitere Unterstützungsbedarfe mit ein (z.B. Rechenschwäche, Hochbegabung, Deutsch als Zweitsprache). Lehrbeauftragter des Seminars für Ausbildung und Fortbildung der Lehrkräfte Lörrach Stefan Eigel zeigte Möglichkeiten auf, um in der Primarstufe mit den Themen Daten, Häufigkeit und Wahrscheinlichkeit umzugehen. Es wurden Aufgaben erprobt und reflektiert, die Kindern einen aktiv-entdeckenden Zugang zur Einschätzung von gleichen und unterschiedlichen Wahrscheinlichkeiten gewähren.

Prof. Dr. Andreas Obersteiner und Gymnasiallehrer und Promovend Johannes Rosenkranz boten Aufgabenformate in einer computergestützten Lernumgebung dar, mit denen der Aufbau von Größenvorstellungen zu Brüchen trainiert werden kann, und diskutierten die Möglichkeiten der Umsetzung im Unterricht. Fachleiter und Lehrer Jürgen Kury gab den Teilnehmenden die Möglichkeit, das Diagnoseinstrument „Geogebra-Group“ kennenzulernen, sein Potenzial zu diskutieren und Aufgabensets für den eigenen Unterricht zu entwickeln.

Im „Mathe-Café“, in dem die Teilnehmer*innen bei Getränken und Gebäck in mehreren Pausen Zeit zum intensiven Austausch mit Kolleg*innen hatten, bereicherten auch wieder mehrere Verlage mit fachdidaktischer Literatur und Arbeitsmitteln die Fortbildungstagung.

Im Abschlussplenum gab es – auch das ist mittlerweile zur schönen Tradition geworden – in diesem Jahr mit Prof. Dr. Timo Leuders‘ „Popsongs und Hummelsummen – wo lauern die schönsten Strukturen?“ eine mathematisch-musikalische Überraschung. Neugierig? Registrieren Sie sich gerne beim Verteiler des Instituts für Mathematische Bildung der Pädagogischen Hochschule Freiburg – somit werden Sie frühzeitig über die Herbsttagung „Mathe für alle“ im kommenden Jahr informiert.

Wir hoffen, die interessierten Teilnehmenden wurden durch die fundierten wissenschaftlichen Erkenntnisse in Verbindung mit der praktischen Umsetzung angeregt, den einen oder anderen Impuls – vielleicht auch im Team mit Kolleg*innen – in die eigene unterrichtliche Praxis einfließen zu lassen.

Text: Beate Epting // Fotos: Nasser Parvizi