FACE it: “Später selbst angehende Mediengestalter*innen unterrichten können”

FACE it – Lehramtsstudierende bloggen über ihr Studium in Freiburg

Gegen Ende ihrer Ausbildung zur Mediengestalterin stellte sich für Sophie die Frage: „Was nun?“ Die Arbeit als Mediengestalterin aufnehmen oder doch studieren? Durch ihre Klassenlehrerin an der Berufsschule stieß sie auf die Möglichkeit zum beruflichen Lehramt, über welche sie „vorher nie nachgedacht“ hatte. Nach einem Jahr Studium reflektiert sie die Entscheidung für den Kooperationsstudiengang “Medientechnik/Wirtschaft plus” der Hochschule Offenburg und der Pädagogischen Hochschule Freiburg und berichtet vom Studienalltag in den ersten Semestern.

Sophie vor dem D-Gebäude, der Medienfakultät der Hochschule Offenburg
Das D-Gebäude, der Medienfakultät der Hochschule in Offenburg, Foto: Kai Bechmann

Ein Jahr ist es schon her – unglaublich, wie die Zeit verfliegt. 

Letztes Jahr im Juli schloss ich meine Ausbildung zur Mediengestalterin bei der Badischen Zeitung erfolgreich ab. In den drei Lehrjahren besuchte ich die Gertrud-Luckner-Gewerbeschule in Freiburg. Der Blockunterricht fand alle paar Monate für drei bis fünf Wochen statt. Ich ging in eine kleine Klasse mit neun anderen Auszubildenden. Das war eine Besonderheit, wir zehn haben uns alle für die Zusatz-Qualifikation MiH – kurz für Management im Handwerk – entschieden. Die Voraussetzung hierfür war das Abitur.
Gegen Ende der Ausbildung stellte sich für mich die Frage: Was nun?

Auf meiner Schule hatte ich einen guten Austausch mit den Lehrkräften, vor allem aber mit meiner Klassenlehrerin. Sie selbst hat an der Hochschule Offenburg (HAW) einen der Kooperationsstudiengänge mit der Pädagogischen Hochschule Freiburg (PH FR) studiert, Medientechnik und Wirtschaft. Über die Möglichkeit zum beruflichen Lehramt hatte ich vorher nie nachgedacht, aber irgendwie leuchtete es total ein. Ich habe immer gerne erklärt, vor allem habe ich das bei Workshops der BZ gemerkt, aber auch bei Projektarbeiten der Schule.

Es gab mehrere Optionen, die für mich in Frage kamen.  Die Studiengänge Mediendesign oder Kommunikationsdesign, die Arbeit als Mediengestalterin oder eben doch das Lehramtsstudium. Die Entscheidung habe ich mir nicht leicht gemacht. Letztendlich fiel meine Wahl auf die HAW. Ich schrieb mich für den Studiengang “Medientechnik/Wirtschaft plus” ein und sicherte mir somit die Zusage. Mein Plan war nun folgender: Erst einmal in Teilzeit für die Werbeabteilung der Badischen Zeitung zu arbeiten und dann mit Beginn des Studiums die Stunden zu reduzieren, das Bachelor- und Masterstudium zu absolvieren, um später selbst angehende Mediengestalter *innen unterrichten zu können.

Start des Studiums

1. Semester

Hochschule Offenburg
Hochschule Offenburg, Foto: Kai Bechmann

Mit nicht einmal 40 Studierenden sind wir ein sehr kleiner Studiengang, umso schneller aber hat man den Überblick, wer zum Studiengang gehört, mit wem man sich bei Gruppenarbeiten oder zum Lernen zusammentun kann. Auch ich habe schnell Anschluss gefunden und neue Freundschaften geschlossen. 

Es gibt in jedem Semester Schwerpunkte in den Bereichen Technik, Gestaltung und Wirtschaft. Im ersten Semester sind das Medientechnik (Mathe, Physik, Elektrotechnik, digitale Medien), Rechnerarchitektur und Betriebssysteme, Mediengestaltung und Computergrafik sowie Buchführung und Privatrecht. Es ist wirklich sehr viel Technik und gerade Mathe und Physik sind Schulfächer, von denen ich eigentlich nie wieder etwas hören wollte. Da mir aber die wirtschaftlichen und die gestalterischen bzw. kreativen Fächer leicht von der Hand gehen, habe ich umso mehr Zeit für die (für mich) lernintensiveren Fächer wie Elektrotechnik, Mathe, Physik und Co. Auch Labore gehören zum Studium dazu, in diesem Semester war es das begleitende Labor zu der Vorlesung: RaBs (Rechnerarchitektur und Betriebssysteme). Hier lernten wir Phyton näher kennen – eine Programmiersprache, die für uns auf einem Mini-Computer (Raspberry Pi) Anwendung fand. Neben den normalen Modulen müssen außerdem Querschnittskompetenzen erworben werden, eine davon ist Projektmanagement. Hier haben wir unsere Idee, die Campustüte nachhaltiger zu gestalten, geplant und schlussendlich vor dem Prof gepitcht.

Das erste Semester ging mit einem Fingerschnipsen vorbei, die ersten Prüfungen waren geschrieben, die erste Projektarbeit wurde vorgestellt und dann kam Corona.

2.  Semester

Mit nur einer Woche im Verzug startete das zweite Semester für uns, anfangs noch etwas holprig mit ersten Vorlesungsversuchen über Zoom, ein paar Skripten und Videos zum Selbststudium auf Moodle. In diesem Semester waren die Schwerpunkte Medientechnik (Elektrotechnik, digitale Medien) und Informatik (Programmieren in C), Fotografie und Technik der Druckvorstufe sowie Wirtschaftsmathe und allgemeine BWL. Fotografie hat mir in diesem Semester besonderen Spaß gemacht, ich durfte sogar einen kleinenTeil beitragen und meinen Mitstudierenden ein paar Tipps und Tricks zum Thema Bildbearbeitung mit Photoshop geben.

Auch dieses Semester fand ein Labor statt, dieses Mal natürlich virtuell: Das MT2-Labor mit dem Schwerpunkt Elektrotechnik. Versuche, die vor der Kamera vorgeführt werden und die zu protokollieren sind, sind definitiv nicht das gleiche wie einen Versuch selbst bzw. mit einem Laborpartner durchzuführen. Auch der Bau eines Schallwandlers mit einem zugeschickten Bausatz und Anleitung machte alleine halb so viel Spaß.

Die Klausurenphase bestand teilweise aus Hausarbeiten statt Klausuren. Eine nette Abwechslung wie ich finde, so schrieb ich zum Beispiel über das Thema: Die Zukunft des Druckens. 

Die Hoffnung auf ein normales drittes Semester war sehr groß.

Sophie vor der Medienfakultät auf dem Campus der Hochschule Offenburg
Sophie Schucker vor der Medienfakultät M+I der Hochschule Offenburg, Foto: Kai Bechmann

3. Semester

Der Semesterstart Mitte Oktober lief dieses Mal reibungslos. Alle Vorlesungen wie auch Labore finden online statt. Fluch und Segen zugleich: nicht mehr pendeln zu müssen, ist ein Privileg, doch es fehlt einfach das Zusammenkommen mit den anderen Studierenden, das spontane Zusammenfinden von Lerngruppen oder aber auch nur das Nebeneinandersitzen im Hörsaal für die Motivation.

Dieses Semester gibt es eine Veränderung in unserem Vorlesungsplan. Jeden Montag finden ab November die Module der PH Freiburg statt. Hier sind die Schwerpunkte: Pädagogik und Didaktik. Vor allem geht es um die Einführungsveranstaltungen der Erziehungswissenschaften und der Grundlagen der Didaktik beruflichen Lehrens und Lernens.

An der HAW werden dieses Semester Medientechnik und Informatik (Programmieren in Java) weiter vertieft und es stehen Investitionsrechnung und Statistik auf dem Plan. Neben den Pflichtmodulen besuche ich den Kurs Entrepreneurship, eine weitere Querschnittskompetenz. Die Teilnehmerzahl war sehr limitiert, daher freue ich mich total darüber, montagabends teilnehmen zu können.

Auf den Start an der PH im November fiebere ich schon richtig hin.
Es steht alles schon ein bisschen in den Startlöchern, dieses Semester findet erstmalig ein Mentoring-Programm für uns Lehramtsstudierende aller Plusstudiengänge statt. Wir werden von zwei lieben MWp-Masterstudent*innen betreut, um uns den Start an die PH Freiburg zu erleichtern. Ich freue mich sehr über die Möglichkeit dieses Austausches.

Für das Schulpraxissemester ist die Bewerbung auch schon raus und ich hoffe, dass ich die Module an meiner Wunschschule machen kann. Das erste Schulpraxissemester findet im Februar/März 2021 über einen Zeitraum von drei Wochen statt. In dieser Zeit besucht man auch das Seminar für Ausbildung und Fortbildung der Lehrkräfte in Freiburg, um Methoden der Erziehungswissenschaften und der Didaktik weiter zu vertiefen. An der ausgewählten Schule hospitiert man in einigen Unterrichtsstunden und darf auch selbst Unterrichtseinheiten vorbereiten und halten.  

Neben uns MWp-ler*innen nehmen auch alle anderen Plus-Studiengänge der HAW an den Modulen der PH Freiburg teil. Einen Kommilitonen durfte ich bereits kennenlernen. Er studiert Wirtschaftsinformatik plus und arbeitet zusammen mit mir als studentische Hilfskraft im Bereich Marketing des Projekts FACE Beruf der PH Freiburg. Ich bin sehr gespannt, was der neue Job noch mit sich bringen wird und ob es uns gelingen wird, noch mehr junge Leute ebenfalls für den Weg des beruflichen Lehramts zu begeistern. 

Sophie Schucker
3. Fachsemester, Medientechnik/Wirtschaft plus (Hochschule Offenburg/Pädagogische Hochschule Freiburg)

Weitere Informationen:
FACE it – Lehramtsstudierende bloggen über ihr Studium in Freiburg

Studentische Blogger*innen teilen ihre Meinung zum Lehramtsstudium an den Freiburger Hochschulen.

Die Blogger*innen verfassen Texte über ihre Eindrücke und Erfahrungen im Lehramtsstudium in Freiburg, die auf der Webseite der School of Education FACE veröffentlicht und über den vierteljährlich erscheinenden Newsletter beworben werden.

Weitere FACE it-Texte der Newsletter-Ausgabe 03/2020 zum Fokusthema „Berufliches Lehramt“:

Alle Texte der Kategorie: Berufliches Lehramt