Schule machen für die Zukunft: FACE-Fortbildung „Bildung für nachhaltige Entwicklung”

Im Jahr 2015 hat die Weltgemeinschaft die Agenda 2030 verabschiedet. 17 Ziele sollen ein tier- und menschenwürdigeres Leben unterstützen und die natürlichen Lebensgrundlagen dauerhaft bewahren. Für eine nachhaltige Gesellschaftstransformation muss ein dauerhafter Wandlungsprozess in Gang gesetzt werden: auf ökologischer, ökonomischer und sozialer Ebene.

Wie soll ein solch tiefgreifender Gesellschaftswandel vorangetrieben werden, wenn in den Schulen noch dieselben Inhalte wie vor 20 Jahren unterrichtet werden? Wie an den Fridays-For-Future-Demonstrationen zu erkennen ist, setzt sich die Schüler*innen-Generation bereits lautstark für eine nachhaltige Gesellschaftsentwicklung ein. Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) ist mittlerweile auch eine der Leitperspektiven in den Bildungsplänen von Baden-Württemberg. Doch was verbirgt sich hinter diesem Konzept und wie kann BNE in den Unterricht integriert werden? Mit diesen Fragen beschäftigten sich die Teilnehmenden der zweitägigen FACE-Lehrkräftefortbildung „Bildung für nachhaltige Entwicklung. Unterrichts- und Schulgestaltung im Kontext einer nachhaltigen Gesellschaftstransformation“, die im März und April 2022 an der PH Freiburg stattfand.

Das Ziel von BNE besteht darin, dass die Schüler*innen Probleme nicht-nachhaltiger Entwicklung erkennen und Lösungsvorschläge für nachhaltige Entwicklungsprozesse entwickeln können. Sie können weltoffen, interdisziplinär und gemeinsam mit anderen planen und handeln und zuletzt eigene Vorstellungen und die anderer reflektieren. Dies sollte nicht nur Inhalt einzelner Projekte sein, sondern möglichst jeder Unterrichtsstunde zugrunde liegen.

Anhand eines Nachhaltigkeitslaufs machten sich die Teilnehmenden am ersten Termin der Fortbildung deutlich, wie ungleich die Rechte auf eine gesunde Umwelt, finanzielle Sicherheit oder freie Meinungsäußerung weltweit verteilt sind. Bei dieser Methode wird den Teilnehmenden jeweils eine Rolle zugeteilt, in die sich hineinversetzen, z. B. in einen armen Fischfänger aus Indonesien oder in einen Manager eines globalen Hedgefonds. Bei jeder mit „Ja“ zu beantwortenden Aussage geht es einen Schritt nach vorne; z. B. „Du kannst den Beruf erlernen, den du dir wünschst“. Es wurde schnell deutlich, wer auf der Strecke bleibt. Diese Methode ist bei entsprechender Anpassung an die Altersgruppe sehr gut für den Schulunterricht geeignet.

Im „grünen Seminarraum“ der PH hatten die Referenten Kai Stüwe (PH Freiburg) und Gottlieb Müller (Akademie für Natur- und Umweltschutz Baden-Württemberg) ein Holzturmspiel in Menschengröße in ein Sinnbild für den Raubbau an unserer natürlichen Lebensgrundlage verwandelt. Die Teilnehmenden zogen z. B. Holzsteine mit der Aufschrift „Cyanobakterium“ oder „Biene“ aus dem „Biosphären-Turm“. Für jeden fehlenden Stein wuchs der Turm um menschliche Erfindungen, wie „Feuer“ oder „Braunkohle“ – solange, bis das Turm-System aus dem Gleichgewicht geriet und zusammenzubrechen drohte. Mit dieser Methode können Lehrkräfte ihren Schüler*innen die Folgen einer Ressourcenübernutzung veranschaulichen.

Weiterhin lieferten die Referenten den Teilnehmenden eine umweltnaturwissenschaftliche Argumentationsgrundlage: In welchem Ausmaß wächst die Weltbevölkerung und welche Auswirkungen hat das auf die Umwelt? Wie steht es um die planetaren Belastungsgrenzen? Welche Szenarien sind angesichts des Temperaturanstiegs denkbar? Gerade ältere Schüler*innen können mit den z. T. erschreckenden Fakten für die Themen Umwelt und Klimawandel sensibilisiert werden. Das geht übrigens auch draußen: Referent Kai Stüwe präsentierte seine Grafiken in Großformat auf einer Stelltafel im Grünen.

In den zwei Wochen bis zum zweiten Termin der Fortbildung hatten die Teilnehmenden die Aufgabe, eine Unterrichtsstunde zu einem Thema im Rahmen von BNE vorzubereiten. Dafür eignen sich nicht nur die Naturwissenschaften: Ansätze zum Arbeiten an einer nachhaltigeren, gerechteren Welt von morgen finden sich in Religion und Deutsch ebenso wie in Mathematik und Chemie. Die Teilnehmenden tauschten sich über ihre Unterrichtsentwürfe aus und entwickelten diese weiter. Zudem stellten die Referenten einige BNE-Projekte vor, die an Schulen umgesetzt werden können. Wie wäre es z. B. mit einem Schulgebäude mit begrünten Dächern und Fassaden? Am Ende stand, wie es ein*e Teilnehmende*r in der Evaluation ausdrückte, die Devise „mutig zu sein und einfach zu machen“. Die Teilnehmenden nahmen sich vor, mehr im Freien zu unterrichten und Themen wie das Weltbevölkerungswachstum oder die ungleiche Chancenverteilung ihren Schüler*innen durch anschauliche Methoden näherzubringen.

Aus der Evaluation:

„Alle Elemente, bei denen wir selbst aktiv wurden, und die konkreten Praxisbeispiele haben mir sehr geholfen.“

„Die einzelnen Ideen sind gut umsetzbar.“

„Der theoretische Input und die Visualisierungen haben mir gefallen. Das werde ich auch in meinem Unterricht einsetzen können.“

Aliena Kempf