Sensibilisieren für Sprachbildung im Fachunterricht an beruflichen Schulen – Erprobung von Lehrbausteinen im Master Höheres Lehramt

Im Rahmen der Kernmaßnahme A2 „Heterogenität und Deutsch als Zweit und Fremdsprache“ des Projekts FACE Berufliches Lehramt werden Lehrbausteine zu den Querschnittsthemen Inklusion, Heterogenität und  Sprachbildung entwickelt, die langfristig in den Studiengängen des Höheren Lehramts an beruflichen Schulen an der Pädagogischen Hochschule Freiburg verankert werden. Hierfür wurde mit der umfangreichen Erprobung von sieben Lehrbausteinen zu DaZ/DaF und Sprachbildung im Sommersemester 2022 ein wichtiger Meilenstein erreicht.

Britta Kangas im SeminarBereits in den vorangehenden Semestern wurden immer wieder einzelne Lehrbausteine zu Inklusion/Heterogenität und DaZ/DaF erprobt und evaluiert. Der inhaltliche Fokus lag im Sommersemester auf der Sensibilisierung der Studierenden für die zentrale Bedeutung von Sprache und Kommunikation für erfolgreiches Handeln in Ausbildung und Beruf, für spezifische sprachlichkommunikative Anforderungen in der beruflichen Bildung sowie Möglichkeiten einer fachintegrierten Sprachbildung (nicht nur) für DaZ/DaFLernende.

Sieben Lehrbausteine erprobt und evaluiert

Die Lehrbausteine wurden im Rahmen eines bildungswissenschaftlichen Seminars für Studierende unterschiedlicher gewerblichtechnischer, gesundheits und pflegewissenschaftlicher Masterstudiengänge mit Ziel Lehramt an beruflichen Schulen erprobt und evaluiert. Unter dem Thema „Ausgewählte Aspekte sprachlichkommunikativer Anforderungen in der beruflichen Bildung“ wurden in sieben Seminarsitzungen unterschiedliche Facetten dieses Themenbereichs interaktiv erarbeitet und diskutiert.

Zunächst wurden die vor dem Hintergrund der rasanten technischen und gesellschaftlichen Entwicklungen in den letzten Jahrzehnten gestiegenen kommunikativen Anforderungen im Beruf und damit verbunden auch in der beruflichen Bildung in den Blick genommen. Diese Anforderungen wurden anhand von Beispielen aus unterschiedlichen Berufsbereichen im Hinblick auf relevante Sprachregister sowie Sprachhandlungen in Betrieb und Schule konkretisiert.

Außerdem wurden mithilfe authentischer Fallbeispiele verschiedene Heterogenitätsdimensionen innerhalb der Schülerschaft mit DaZ/DaF an beruflichen Schulen erarbeitet sowie die zentrale Bedeutung der Sprachkompetenz für den Ausbildungserfolg reflektiert. Anhand von im Unterricht eingesetzten Fachtexten wurden schriftsprachliche Anforderungen in der Ausbildung herausgearbeitet und Sprachhürden für DaZ/DaFLernende identifiziert.

In den letzten drei Sitzungen lag der Fokus auf Sprachbildungsmöglichkeiten im Fachunterricht mit Schwerpunkt auf einem lernförderlichen Umgang mit Fachtexten sowie der Unterrichtsplanung nach dem ScaffoldingKonzept. Hierfür wurden Videoausschnitte authentischer Unterrichtssequenzen analysiert und reflektiert. Abschließend wurden Chancen und Grenzen des Sprachsensiblen Fachunterrichts diskutiert und Lösungsperspektiven erarbeitet.

Die Evaluation der Lehrbausteine erfolgte über ein kurzes schriftliches Feedback der Studierenden nach jeder Sitzung sowie die Fragebogenumfrage der Zentralen Lehrveranstaltungsevaluation an der PH Freiburg.

Fruchtbarer Austausch in heterogener Studierendengruppe

Die knapp 20 Studierenden zeigten sich dem Thema gegenüber sehr aufgeschlossen und brachten ihre Sichtweisen vor dem Hintergrund ihrer persönlichen Unterrichtserfahrungen sowie Arbeitserfahrungen aus verschiedenen Berufsbereichen aktiv ein. Die Heterogenität der Gruppe in Bezug auf Fachrichtung und berufliche Vorerfahrungen führte zu einem fruchtbaren Austausch, der die hohe Relevanz des Themas für die verschiedene Berufsbereiche, aber auch fachspezifische Unterschiede verdeutlichte.

Dabei wurden auch offene Fragen und Grenzen in Bezug auf die Umsetzung eines Sprachsensiblen Fachunterrichts kritisch diskutiert und herausgestellt, dass effektive Sprachbildung nicht von Lehrkräften als ‚Einzelkämpfer‘ zufriedenstellend umgesetzt werden kann, sondern eine Kooperation aller Akteure und Ebenen in den Bildungsinstitutionen erfordert.

Eine vertiefte Reflexion der Seminarinhalte vor dem Hintergrund des eigenen Fachbereichs und des angestrebten Lehrerberufs erfolgte durch das seminarbegleitende Verfassen eines Lerntagebuchs sowie eines MiniPortfolios nach Abschluss der Themeneinheit. Die erprobten Lehrbausteine werden nun aufbereitet, um künftig in fachdidaktischen Lehrveranstaltungen sowie in der Lehrkräftefortbildung eingesetzt zu werden.