Diskriminierung im schulischen Kontext: Pädagogischer Tag am Gymnasium Kenzingen

Am 17.2.2023 fand am Gymnasium Kenzingen der Pädagogische Tag zum Thema „Diskriminierung“ mit Unterstützung der School of Education FACE statt. Der Tag begann mit dem Impulsvortrag „Diskriminierung: Erscheinungsformen und Auswirkungen im schulischen Kontext“ von Prof. Dr. Albert Scherr, Pädagogische Hochschule Freiburg.

Prof Dr. Albert Scherr, Pädagogische Hochschule Freiburg
Prof Dr. Albert Scherr, Pädagogische Hochschule Freiburg (Foto: School of Education FACE)

Professor Scherr nahm seinen Ausgang von der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte von 1948 und hier dem in den Artikeln 1 und 2 niedergelegten Diskriminierungsverbot. Er öffnete dann den Blick der Teilnehmenden über das übliche Verständnis von diskriminierenden Äußerungen als persönlichem (Fehl-)Verhalten hinaus. Diskriminierung findet statt als soziale Konstruktion von Gruppenkategorien. Dies ist verbunden mit gesellschaftlich folgenreichen Vorstellungen über vermeintlich typische Merkmale und Annahmen über Ähnlichkeit und Fremdheit, Zugehörigkeit und Nicht-Zugehörigkeit, letztlich über angemessene Positionen im Gefüge der gesellschaftlichen Hierarchien. Insbesondere die folgenreichen Vorstellungen über vermeintlich typische Merkmale wurden im Vortrag wiederkehrend zu einem wichtigen Thema.

Der Referent erläuterte soziale Funktionen von Diskriminierung, von der Konstruktion und Fixierung von Identitäten bis zur Herstellung von sozialer Nähe und Distanz, und illustrierte die Auswirkungen auf Betroffene mit zahlreichen Beispielen. Dabei legte er Wert darauf, im Kontext Schule auf die besondere Verletzlichkeit von Kindern und Jugendlichen aufmerksam zu machen. Auch dies wurde an zahlreichen Beispielen verdeutlicht, z.B. dem „stereotype threat“; vorgefasste Meinungen anderer über typische Merkmale bewahrheiten sich als vorweggenommene Anpassung.

Schließlich wurde der Bogen geschlagen zur Auswertung einer Befragung, die die Klasse 7b zum Thema „Mobbing“ am Gymnasium Kenzingen durchgeführt hatte. Aus seiner Erfahrung, so wusste der Referent, sei es in allen Fällen die richtige Reaktion, zuzuhören, die Wahrnehmungen des Gegenüber ernst zu nehmen und ins Gespräch zu kommen. Es entspann sich eine lebhafte Diskussion, z.B. darüber welche Formen von Diskriminierungen in welchen Klassenstufen bzw. Lebensphasen der Schüler*innen auftreten und wie man seitens der Schule damit umgehen soll.

Nach einer Kaffeepause hatten die Lehrkräfte die Möglichkeit, sich in Workshops mit verschiedenen Themen (Diskriminierung im Zusammenhang mit Geschlecht und sexueller Orientierung, Implementierung schulischer Strukturen zur Reaktion auf Diskriminierung im schulischen Kontext, Cybermobbing, strafrechtliche Relevanz) intensiv auseinanderzusetzen.