Mit „Lehramt Global (Le.Glo)“ wird ein wichtiger Teil der Internationalisierungsziele der School of Education FACE in den Blick genommen: Die Erhöhung der Mobilität im Lehramtsstudium bei gleichzeitiger Ausweitung professionsspezifischer Formate, die internationale Vernetzung von Studierenden, Lehrenden und Forschenden sowie die Internationalisierung der Curricula. Grundlage der Initiative ist die Zusammenarbeit mit mehreren lehrerbildenden Hochschulen und assoziierten Sekundarschulen in Europa und Lateinamerika. Erster Pilotstandort in Lateinamerika ist Bogotá, Kolumbien.
Eigentlich sollten Anne Winterer, Julia Schmieder und Sven Bevensee nun nicht in Freiburg, sondern zu einem Auslandssemester in Bogotá, Kolumbien sein. Die drei gehörten im vergangenen Jahr zu den ersten Studierenden, die mit einer Bewerbung um einen der neuen Austauschplätze der Lehramt-Global-Initiative erfolgreich waren, auch mit dem Zuschlag für ein BW-Stipendium hat es bei den zweien, die es beantragt hatten, geklappt. Aufgrund weltweiter Reisebeschränkungen, lokaler Pandemieregelungen in Bogotá und der damit verbundenen Umstellungen an dortigen Universitäten und Schulen mussten die Freiburger Studierenden ihren Aufenthalt in Kolumbien leider auf spätere Semester verschieben. Bis dahin bleibt ihnen zumindest die Möglichkeit, digital mit den Partnerinstitutionen in Kontakt zu treten – sei es durch virtuelle Gastvorträge von kolumbianischen Dozierenden in einem ihrer Freiburger Kurse oder die Vernetzung mit kolumbianischen Studierenden über die dortige Fachschaft. Denn auch virtuelle Formate von Mobilität und Vernetzung sind Teil des Internationalisierungsansatzes von Lehramt Global.
Le.Glo – Globale Perspektiven im Lehramt
Lehramt Global (Le.Glo) ist eine Initiative, die von der Freiburger Romanistik in Kooperation mit der School of Education FACE und dem International Office gestartet wurde, um das gymnasiale Lehramtsstudium buchstäblich um globale Perspektiven zu erweitern – durch zusätzliche und dezidiert lehramtsbezogene Hochschulkooperationen weltweit, insbesondere in Europa und Lateinamerika, durch eine Förderung der Mobilität von Studierenden und Lehrenden – im physischen wie virtuellen Sinn, aber auch durch eine Internationalisierung der Curricula und Angebote ‚zuhause‘.
Das innovative Plus des Le.Glo-Ansatzes entsteht dabei durch die regionale und konzeptionelle Ausweitung mobilitätsbezogener und digitaler Internationalisierungsansätze im Bereich des Lehramts – und dies nicht nur durch bilaterale Kooperationen, sondern die Etablierung eines transkontinentalen strategischen Netzwerks, das Erfahrungen und Expertisen unterschiedlicher Bildungskulturen zusammenführt und dabei Brücken schlägt zwischen Mobilität und virtueller Kooperation, zwischen interkulturellen und professionsorientierten Austauschkonzepten, Theorie und Praxis, Universitäten und Schulen. Die Initiative richtet sich somit nicht allein an Lehramtsstudierende, sondern auch an Dozierende der beteiligten Partnerhochschulen und Lehrkräfte assoziierter Kooperationsschulen.
Pilotstandort in Lateinamerika: Bogotá, Kolumbien
Bogotá als Pilotstandort in Lateinamerika
Der geographische Schwerpunkt liegt dabei zunächst in Europa (Frankreich, Spanien) und Lateinamerika, mit Bogotá/Kolumbien als erstem lateinamerikanischen Pilotstandort. Für die Universidad Nacional de Colombia (UNAL) spricht dabei die hohe Reputation und exzellente akademische Qualität. Sie wurde 1867 gegründet und ist heute die größte und bedeutendste Universität in Kolumbien. Sie weist zudem auch ein hervorragendes, forschungsorientiertes Programm im Bereich des gymnasialen Lehramts auf – dies sowohl was die Breite der angebotenen Disziplinen als auch integrierte Praktika betrifft. Überzeugen kann hier u.a. das umfassende fachwissenschaftliche und fachdidaktische Angebot des Departamento de Lenguas Extranjeras (Institut für Moderne Fremdsprachen mit Abteilungen für Anglistik/Amerikanistik, Germanistik, Frankoromanistik) sowie des Departamento de Lingüística (Institut für Sprachwissenschaft). Seinerseits bietet das Institut für Sprachwissenschaft Kurse in spanischer Literatur-, Kultur und Sprachwissenschaft sowie Angebote für das Spanische als Fremdsprachenphilologie. In allen Instituten bzw. in allen Disziplinen, die an der UNAL als Lehramtsfächer angeboten werden, sind zudem universitär begleitete Praktika an einer Schule des dortigen Schulnetzwerkes vorgesehen. Darüber hinaus steht Freiburger Studierenden durch das Abkommen auch der Besuch von Veranstaltungen aller anderen Fakultäten offen, um beispielsweise auch Kurse in ihren Zweitfächern oder anderen Interessensgebieten zu belegen.
Ein wichtiger Aspekt der Kooperation ist zudem die enge Abstimmung mit den Partnerinstitutionen vor Ort. Der Kontakt zur Universidad Nacional, im Besonderen zum Departamento de Lenguas Extranjeras entstand dank Adriana Orjuela, aktuell Lektorin für Spanisch am Romanischen Seminar der Albert-Ludwigs-Universität und selbst sowohl Absolventin (B.A. DaF) als auch ehemalige Dozentin an der UNAL. Nach ersten Absprachen per Mail fanden im Sommer und Herbst 2019 in Bogotá dann auch persönliche Vernetzungsgespräche zwischen Vertretern der Romanistik, der School of Education FACE und Instituten der UNAL statt. Im Zentrum der Besprechung stand zunächst ein grundlegender Austausch über die unterschiedlichen Systeme von Lehrerbildung und mögliche Kooperationsbereiche, bevor es insbesondere um die Förderung lehramtsspezifischer Mobilitätsformate für Lehramtsstudierende (teilweise auch Dozierende) beider Seiten ging – Fragen zu Lehramtscurricula, Kursbelegungen und Anerkennungsmodalitäten wurden hier ebenso diskutiert wie Praktikumsoptionen, logistische Fragen und die Zusammenarbeit mit Schulen. Nach einigen auch pandemiebedingten Hürden wurde der Kooperationsvertrag mit der UNAL seitens der Universität Freiburg im Dezember 2020 unterschrieben.
Campus der UNAL und Dept. de Lenguas Extranjeras
Kooperation mit dem FACE-Hochschulpartnerschulnetzwerk
Ein wichtiges Charakteristikum der Lehramt Global-Initiative ist zudem die enge Zusammenarbeit mit Partnerschulen vor Ort, um Studierenden betreute und mit Studienaufenthalten verzahnte Praxiserfahrungen zu ermöglichen. Die Partnerschulen wurden in Kooperation mit den Hochschulpartnern ausgewählt und in Abhängigkeit der Strukturen an den Standorten und des Integrationsgrads der Zusammenarbeit auch offizielle Hochschulpartnerschulen der School of Education FACE (in Bogotá beispielsweise das Colegio Nueva Constitución). Die enge Abstimmung mit dem FACE-Schulnetzwerk ermöglicht so die Nutzung von Synergien und die Nachhaltigkeit des Ansatzes, der sukzessive auch auf weitere Länder Europas und Lateinamerikas ausgeweitet werden soll. Kurz- bis mittelfristig stehen unter anderem ähnliche Kooperationsabkommen mit Universitäten und Schulen in Peru, Argentinien und Chile aus, mit denen teilweise ebenfalls bereits persönliche Vernetzungsgespräche geführt wurden.
Neben der regionalen Ausweitung soll das Netzwerk perspektivisch zudem auf weitere Fächer ausgeweitet werden und auch den Partnerinstitutionen untereinander Kooperationsmöglichkeiten in Forschung und Lehre eröffnen. Mit der Initiative Lehramt Global (Le.Glo) wird somit ein wichtiger Teil der Internationalisierungsstrategie der School of Education FACE umgesetzt: Die Erhöhung der Mobilität im Lehramtsstudium verbunden mit einer Ausweitung professionsorientierter Studien- und Praxisformate, die internationale Vernetzung von Studierenden, Lehrenden und Forschenden im Bereich des Lehramts und die Internationalisierung der Curricula der entsprechenden Studiengänge.
Sven Bevensee hofft, sein Auslandssemester an der Universidad Nacional im kommenden Herbstsemester 2021 antreten zu können. Anne Winterer und Julia Schmieder planen nun zunächst ihren Bachelor in Freiburg abzuschließen und dann im M.Ed. für einen integrierten Studien-Praxis-Aufenthalt nach Kolumbien zu gehen.